Skip to main content
9 Minuten Lesezeit (1803 Worte)

The Tiger Squad

The Tiger Squad

Die Fähe


Tiger Squad (arabisch: Firqat el-Nemr), auch bekannt als UNIT 1103, und offiziell als Rapid Intervention Force geführt, ist eine Sicherheitseinheit unter dem Kronprinzen von Saudi-Arabien, Mohammed bin Salman (MBS), bestehend aus etwa einhundertfünfzig saudischen Offizieren.

Es handelt sich bei der Tiger Squad um eine Todesschwadron, die sich aus Mitgliedern des Militärs und des Geheimdienstes zusammensetzt und den Auftrag hat, verdeckte Operationen und Exekutionen durchzuführen und saudische Dissidenten in Saudi-Arabien und im Ausland auf eine Weise zu töten, die "von den Medien und der internationalen Gemeinschaft unbemerkt bleibt" so Sa'ad Al-Faqih, ein saudischer Oppositionsführer. Er bestätigte, dass die Aufgabe der Schwadron darin besteht, saudische Oppositionelle ins Visier zu nehmen und zu töten.

"Sie wurde geschaffen, um die Drecksarbeit für MBS zu erledigen", sagte Saad Al Jabri dem Korrespondenten Scott Pelley von CBS News. Al Jabri war früher die Nummer zwei des saudischen Geheimdienstes und ein Top-Berater von Mohammed bin Nayef, dem Neffen von König Salman bin Abdulaziz Al Saud. MBS ersetzte bin Nayef als saudischen Thronfolger im Rahmen einer Säuberung des Königspalastes im Jahr 2017. Zu diesem Zeitpunkt hatte Al Jabri Saudi-Arabien bereits verlassen, da er sich nicht mehr sicher fühlte. Nach dem Putsch floh er nach Kanada, wo er heute im Exil lebt. Al Jabri erzählte Pelley, dass MBS im Jahr 2015 seine "Tiger Squad" gegründet hat. Er sagt, MBS sei an ihn herangetreten und habe ihn gebeten, saudische Prinzen in Europa zu entführen, die er als politisch gegen ihn gerichtet ansah. Al Jabri sagte, er habe abgelehnt und MBS gesagt, er werde nichts tun, was dem Ruf des saudischen Geheimdienstes schaden könnte. "Seitdem hat er sich auf die Suche nach seinen eigenen Leuten gemacht", sagte Al Jabri. In seinem Interview mit 60 Minutes erzählte er Pelley, dass MBS sich selbst als Ebenbild eines anderen Königs sieht - Alexander des Großen. Als er MBS zum ersten Mal traf, habe der saudische Kronprinz ihm gesagt, er wolle wie der mazedonische König sein, der in jungen Jahren eines der größten Reiche der antiken Welt gegründet habe.

Einem Bericht der New York Times zufolge wurde das Personal der Truppe ursprünglich vor 2017 von der Tier 1 Group (T1G) paramilitärisch ausgebildet. Tier 1 Group, früher bekannt als Aggressive Training Solutions, ist ein amerikanisches privates Militärunternehmen, das von dem pensionierten US Marine Steve Reichert in Crawfordsville, Arkansas, gegründet wurde. Die Gruppe bietet militärische Ausbildung in und außerhalb der Vereinigten Staaten sowie zivile taktische Medizin-, Militärmedizin- und Strafverfolgungsausbildung an. Der Schritt wurde ursprünglich vom damaligen Präsidenten Barack Obama über das US-Außenministerium genehmigt. Louis Bremer von der Muttergesellschaft der Tier 1 Group, Cerberus Capital Management, betonte, die Ausbildung habe nur dem Schutz von MBS gedient und nicht der Durchführung gezielter Attentate. Die vom US-Außenministerium genehmigte Schulung umfasste "sichere Schießtechnik" und "Abwehr eines Angriffs". Vertreter von T1G erklärten, dass die Schulung auf reine Schutzmaßnahmen ausgerichtet war. Es gab angeblich keine Hinweise darauf, dass das US-Außenministerium wusste, wofür die ausgebildeten Agenten eingesetzt werden sollten.

Nach Angaben der Middle East Eyes-Quelle wurde die Tiger Squad im Jahr 2017 gegründet und besteht seit Oktober 2018 aus Geheimdienst- und Militärangehörigen. Die Mitglieder der Gruppe rekrutieren sich aus verschiedenen Zweigen der saudischen Streitkräfte, die verschiedene Fachbereiche leiten. Die Quelle wurde von Middle East Eyes unabhängig überprüft. Der saudische Kronprinz hatte fünf Mitglieder seines persönlichen Sicherheitsteams für den Dienst in der Tiger Squad ausgewählt. Offiziell gehört sie zwar zum Regiment der Königlichen Garde Saudi-Arabiens, ist aber ausschließlich dem Kronprinzen gegenüber loyal. Sie war bereits an Zwangsrückführungen saudischer Dissidenten, willkürlichen Verhaftungen und Folterungen von Frauenrechtsaktivisten in Saudi-Arabien beteiligt. Die Einheit wird von Saud al-Qahtani, dem ehemaligen Generalinspektor des Zentrums für Studien und Medienangelegenheiten geleitet, ihr Befehlshaber ist Generalmajor Maher Abdulaziz Mutrib, ein hochrangiger Offizier des Generalstabs. Mutrib, auch Diplomat, wird als "das Rückgrat der Tigertruppe" bezeichnet. "Er wurde von MBS selbst ausgewählt, der von ihm abhängig ist und ihm nahe steht", sagte der Informant von Middle East Eyes. "Der Kronprinz hat seine engsten Mitarbeiter in der Truppe ausgewählt, damit er in direktem Kontakt mit ihr steht und die Attentate überwachen kann."

Die Tiger Squad geht bei ihren Morden mit unterschiedlichen Methoden vor. Manchmal macht sie sich auch „die Hände schmutzig", wie bei Khashoggi, der am 2. Oktober 2018 im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul gefoltert, ermordet und zerstückelt wurde. Die Einheit plant aber auch Attentate, die wie Unfälle aussehen sollen, etwa wie ein Autounfall oder ein Hausbrand. Auch haben sie einem Dissidenten tödliche Viren injiziert, als er zu einer Routineuntersuchung ins Krankenhaus kam. Die Truppe wurde nach Generalmajor Ahmed al-Assiri benannt, dem ehemaligen stellvertretenden Chef des saudischen Geheimdienstes. "Assiri ist unter seinen Kollegen als 'der Tiger des Südens' bekannt. Seit dem Krieg der Koalition gegen den Jemen nennen die saudischen Medien Assiri auch 'die Bestie', und dieser Spitzname gefiel ihm", so Middle East Eyes.

Eine der ersten verdeckten Operationen, die die Gruppe innerhalb der saudischen Grenzen durchführte, war die Tötung von Prinz Mansour bin Muqrin, stellvertretender Gouverneur der Provinz Asir und Sohn eines ehemaligen Kronprinzen, im November 2017. Prinz Mansour, ein bekannter Gegner von MBS, starb, als sein Hubschrauber nahe der saudischen Grenze zum Jemen abstürzte. Middle East Eyes berichtete damals, der Prinz habe versucht, aus dem Land zu fliehen, und sei wenige Stunden nach einer umfassenden Säuberung der oberen Ränge des Königreichs am 4. November gestorben. Dutzende von Prinzen, Ministern und ein milliardenschwerer Tycoon wurden von den Behörden festgenommen und im Ritz-Carlton in Riad inhaftiert, und die Behörden verhängten ein Reiseverbot für alle Privatflugzeuge. Der Quelle zufolge steckte Meshal Saad al-Bostani, ein Tiger Squad-Agent und einer der 15 Saudis, die des Mordes an Khashoggi verdächtigt werden, hinter dem Tod von Prinz Mansour. "Bostani ist Leutnant der königlichen saudischen Luftwaffe und schoss Mansours Hubschrauber mit einer Rakete aus einem anderen Hubschrauber ab", so der Informant. "Aber sie ließen es wie einen natürlichen Tod aussehen."

Bostani wurde Berichten zufolge am 18. Oktober 2018 bei einem Autounfall in Riad getötet. "Das ist eine Lüge. Er war in einem Gefängnis eingesperrt und sein Essen war vergiftet", laut des Informanten von Middle East Eyes . "Bostani kannte das Geheimnis der Ermordung des stellvertretenden Gouverneurs von Asir und auch das von Khashoggi."

Khashoggi war die erste „erfolgreiche" Operation im Ausland. Als Beweis für den Erfolg der Mission, so die Quelle, brachten Mitglieder des Tigerkommandos die Finger des Washington Post-Kolumnisten zurück nach Riad. Sie wurden dem saudischen Thronfolger überreicht. MBS hat immer gesagt, dass er jedem Journalisten, der ihn kritisiert, die Finger abschneidet.

Eine weitere verdeckte Operation war die Ermordung des Präsidenten des öffentlichen Gerichts von Mekka, des Richters und Scheichs Suliman Abdul Rahman al Thuniyan, am 1. Oktober 2018 in einem Krankenhaus in Riyadh. "Er wurde durch tödliche Viren getötet, die ihm während einer normalen medizinischen Untersuchung injiziert wurden. Das Team wusste, dass er einen Termin im Krankenhaus hatte, und ließ es so aussehen, als sei er eines natürlichen Todes gestorben. Der Richter hatte einen Brief an MBS geschickt, in dem er sich gegen seine wirtschaftliche Vision 2030 aussprach."

Die Tiger Squad hat allerdings auch zwei erfolglose Operationen in Kanada durchgeführt. Bei einer dieser Operationen im Jahr 2018 wurde der saudische Dissident Omar Abdulaziz, ein Freund von Khashoggi, der in Kanada im Exil lebt, vor der Ermordung seines Freundes "von saudischen Beamten angesprochen, die ihn drängten, mit ihnen in die Botschaft zu gehen, um einen neuen Pass zu holen." Abdulaziz weigerte sich, in das Konsulat zu gehen, und die Operation schlug fehl, aber die saudischen Behörden verhafteten zwei seiner Brüder und mehrere seiner Freunde in der Heimat. In verschiedenen Berichten wurde beschrieben, wie Abdulaziz von den Saudis mit israelischer Spionagesoftware ins Visier genommen wurde.

Eine weitere erfolglos gebliebene Operation zielte darauf ab, bereits zitierten Saad Al Jabri, der in Toronto lebt, zu beseitigen. Laut einer 106-seitigen Klage, die am 6. August 2020 beim Bezirksgericht in Washington eingereicht wurde, scheiterte das Killerkommando bei seinem Versuch, an den kanadischen Grenzbeamten am Pearson International Airport vorbeizukommen, um Al Jabri zu beseitigen. Als die Mission vereitelt wurde, wurden auf Befehl MBS im März 2020 Al Jabris Kinder verhaftet, die seit längerem daran gehindert worden waren, das Königreich zu verlassen. Seitdem werden sie als Geiseln gehalten, ihr Aufenthaltsort und ihr Zustand sind unbekannt.

Nach Angaben der New York Times war die Todesschwadron an mehr als einem Dutzend Operationen seit 2017 beteiligt „Die Saudis sind sehr gute Kunden für Unternehmen, insbesondere beim Kauf von militärischer Ausrüstung. Ich glaube, sie haben den drittgrößten Militärhaushalt der Welt… Sie geben mehr für ihr Militär aus als die Russen. Damit erkaufen sie sich viele Freunde im amerikanischen System, und was wir hier in den amerikanischen Medien darüber hören, ist, dass es zwar Kritik an den Saudis gibt, aber im Großen und Ganzen werden die meisten dieser Aktivitäten von den Mainstream-Medien, die selbst Teil des gleichen Establishments sind, das ein sehr nahes Verhältnis zu den Saudis hat, stillschweigend übergangen. Berücksichtigt man außerdem die offenbar sehr enge persönliche Partnerschaft zwischen Kronprinz Mohammed bin Salman und dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu, dann haben sie eine gute Rückendeckung für diese Aktivitäten, bei denen sie von Leuten an einflussreichen Stellen geschützt werden" so James Jatras, ehemaliger Außenpolitischer Analyst des US-Senats. Weiters meint er:" Vielleicht sollte man es nicht so ausdrücken, aber es erinnert mich an die Art von Killerkommandos, die die Israelis in der Vergangenheit eingesetzt haben, und es würde mich überhaupt nicht überraschen, wenn es eine gewisse Zusammenarbeit, Kommunikation, vielleicht sogar Gestaltung dieses Killerkommandos gab, die die Israelis über viele Jahrzehnte zu einer Kunstform entwickelt haben."

„Ich denke, die Existenz der Truppe zeigt, dass er eine skrupellose und gefährliche Person ist und dass er bereit ist, alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen, um seine Ziele zu erreichen. Und was daran neu zu sein scheint, sind nicht nur der Blutdurst oder die Rücksichtslosigkeit, die die Saudis seit Jahrzehnten kennzeichnen, sondern die Fähigkeit, dies jetzt zu verfeinern, und zwar auf eine Art und Weise, die präziser ausgerichtet werden kann. Offensichtlich muss MBS nicht nur über ein gewisses Maß an Intelligenz verfügen, sondern auch über ein hohes Maß an Ehrgeiz, so dass er bereit ist, alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen, um sowohl seine überregionalen Ziele als auch seine Ziele innerhalb Saudi-Arabiens zu erreichen. Das haben wir übrigens auch bei seinen Massenverhaftungen von Menschen gesehen, darunter auch Mitglieder der königlichen Familie, von denen einige gefoltert wurden, um sie zur Herausgabe ihres Vermögens zu bewegen. Ich glaube nicht, dass wir so etwas schon einmal in Saudi-Arabien gesehen haben."

Bei einer großen Anti-Korruptionsaktion ließ MBS 2017 viele einflussreiche Männer, darunter zahlreiche Verwandte festnehmen und zwang sie zu hohen Strafzahlungen. Ebenfalls verhaftet, wegen Korruption oder Hochverrat, wurden die beiden Kronprinzen vor ihm und zwei der drei Mitglieder der Königsfamilie, die MBS Ernennung zum neuen Kronprinzen nicht zugestimmt haben sollen.

Während wir in Europa bei Königen und Prinzen meist an repräsentative Royals denken, zeigt Kronprinz Mohammed bin Salman eindrücklich die mögliche Brutalität einer absoluten Monarchie. Dafür braucht er nicht einmal den Königstitel.