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Zeitgenössische Eigenschaften von Medien und Kommunikation

Zeitgenössische Eigenschaften von Medien und Kommunikation

Dr.Dr. Heinz-Dietmar Schimanko


Manches erscheint eigentlich als völlig verständlich und altbekannt. Oft ist es aber sinnvoll, Situationen und Ereignisse systematisch zu erfassen, um sie sich bewußt zu machen und präzise und in ihrer gesamten Tragweite verstehen zu können. Außerdem müssen Phänomene benannt werden können mit einem allgemeingültigen Begriffsinhalt, um effizient darüber sprechen zu können. Daher erscheint es angebracht, auf einer praxeologischen Ebene die allgemeinen Motivationslagen und Verhaltensmuster zu sichten, nach denen im derzeitigen Medienwesen vieles passiert. Dies insbesondere zur Aufrechterhaltung des kritischen Zugangs, der erforderlich ist, damit der Begriff der mündigen Bürgerinnen und Bürger nicht zur hohlen Phrase verkommt. Wachsamkeit ist geboten, wie rezente Beispiele von Manipulationen der öffentlichen Meinung zeigen:


Die Basisbegriffe zu aktuellen Entwicklungen im Bereich Medien und Kommunikation sind folgende:

Desintermediation. Entfall des Erfordernisses von Gatekeepern. Nach dem klassischen Medienmodell, das sich im Bereich der Zeitungen und dann bei Radio und Fernsehen entwickelt hatte, hatten Journalistinnen und Journalisten die Gatekeeperfunktion – sie standen zwischen den Informationsquellen und den Medienkonsumentinnen und -konsumenten. Damit hatten sie auch die Macht darüber, ob über eine Angelegenheit berichtet wird, und in welchem Umfang.

Mangels Zugang zu den Quellen konnten Medienkonsumenten meistens nicht kontrollieren, ob ein Bericht wahr und vollständig ist, und ob er dem Qualitätskriterium der Unterscheidung zwischen Information und Meinung entspricht. Mit der Digitalisierung und den damit entstandenen neuen Kommunikationswegen, allen voran Internet, Email, Social Media, Kommunikationsplattformen, ist der direkte Informationsfluß von Informationsquellen zu den Bürgerinnen und Bürgern gegeben. Ein angemessenes Ausmaß an Quellenkritik ist sowohl beim klassischen Medienmodell, als auch bei den neuen Kommunikationsformen angebracht.

Disinhibition. Auflösung von Hemmungen. Manche Menschen offenbaren auf Social Media Details aus ihrem Privatleben, die oft im zwischenmenschlichen Kontakt, der von Angesicht zu Angesicht erfolgt, nicht gezeigt werden. Man spricht von Exposure Culture (Tim Wu). Wie ich es zusammenfassend formuliere, machen manche Internetnutzer aus der Vertrautheit des eigenen Wohnzimmers über das Internet dessen englischem Namen entsprechend (World Wide Web) Privates für die ganze Welt zugänglich. Eine oft schrille Form des Exhibitionismus.

Echokammer. Das betrifft Medienkonsumentinnen und –konsumenten, die – oft unbewußt – ein Medium suchen, das sie bestätigt. Das ist Pluralismus und dem Austausch von Meinungen und damit auch der Meinungsfreiheit abträglich. Da sollte man sich meines Erachtens selbstkritisch fragen, ob man selbst auch manchmal zu bequem ist, und einfach nur Bestätigung sucht, statt sich mit neuen Ideen und anderen Meinungen auseinanderzusetzen.

Selbstorganisation der Laien. Laien vertrauen Fachleuten immer weniger, nicht nur selbsternannten, vermeintlichen Fachleuten, sondern auch echten Fachleuten, die aber nicht objektiv und neutral alleine der Sache verpflichtet informieren, sondern einer gewissen Tendenz, z.B. einem parteipolitischen Auftrag oder finanziellen Interessen entsprechend einseitig und unvollständig oder überhaupt unrichtig (zB. Mediziner, die im ORF Impfpropaganda betrieben und verschwiegen haben, daß das Risiko, daß eine Covid19-Infektion sich schwer oder mit langdauernden Folgen auswirkt, bei gesunden Personen unter 75 Jahren nur weniger als 0,4% und bei gesunden Personen unter 25 Jahren nur 1:50.000 beträgt, und daß Covid-19 nur für bestimmte Risikogruppen [insb. Menschen mit Vorerkrankungen, adipöse Menschen, betagte Menschen] problematisch ist, und daß eine Covid19-Impfung nur einen gewissen Selbstschutz bewirkt, aber keinen Fremdschutz bewirken kann, so daß Geimpfte wie Ungeimpfte gleichermaßen Überträger von Covid19-Viren sein können, und daß die Impfwirkung nur für kurze Dauer von vier bis sechs Monaten anhält, so daß Dauermedikation die zutreffendere Bezeichnung für diese Impfstoffe ist, und daß diese Impfstoffe unterentwickelt und zum Teil experimentell sind, weil sie nicht klassische Impfstoffe mit langwirkender aktiver oder passiver Immunisierung sind, sondern gentechnisch verändernd oder mit mRNA-Technologie funktionieren, und deshalb eine besondere Gefahr von schädlichen Impfwirkungen besteht). Beispiele für eine solche Selbstorganisation sind Foren für themenbezogenen Informations- und Erfahrungsaustausch (wie über Schulen, Erziehung, Hausbau) oder das Internetlexikon Wikipedia.

Ausschließung. In englischer Sprache „Cancel Culture" genannt. Tabuisierung von Meinungen, wodurch die Meinungsfreiheit eingeschränkt wird – das Mittel der Meinungsdiktatur wie der Political Correctness.

Schweigespirale. Vertreter einer Minderheitsmeinung schaffen es, daß ihre Meinung als Mehrheitsmeinung wahrgenommen wird, so daß Vertreter der Mehrheitsmeinung zusehends schweigen. Das ist besonders bei Meinungen der Grünen gegenüber einer bürgerlichen Mehrheitsmeinung zu beobachten.

„Bullshit" als terminus technicus. Dieser Begriff wurde von Harry G. Frankfurt als Fachbegriff geprägt. Er bezeichnet ein gewisses Desinteresse an Wahrheit. Es wird nicht darauf abgezielt, jemandem die Unwahrheit einzureden oder jemanden falsch zu informieren. Mit Bullshit will jemand Eindruck schinden, egal ob sein Gerede wahr oder unwahr ist. Bullshit ist also Gerede, mit dem jemand Eindruck schinden will, egal ob er dabei Wahres oder Unwahres sagt. In großen Mengen kann Bullshit-Gerede schädlich sein, indem es die Wahrheit verdeckt. Ich meine, daß Bullshit-Gerede gerade auch für den Klimaschutz zu reduzieren ist – weil es auch CO2-Verschwendung ist (was sich darauf bezieht, daß beim Sprechen CO2 freigesetzt wird).

Nudging. Bevormundung durch Beeinflussung. Das wird gerade dabei deutlich, wenn Menschen mit moralischem Überlegenheitsgestus agieren, obwohl er ihnen nicht zusteht, und sich als moralische Instanzen selbstinszenieren und anderen erklären wollen, was sie denken sollen. Eine gerade bei Journalisten verbreitete Selbstüberschätzung (siehe Karl Kraus: „Der Friseur erzählt, wenn er frisieren soll. Der Journalist will geistreich sein, wenn er erzählen soll. Beide wollen hoch hinaus.").

Euphemismus / Dysphemismus. Es wird verharmlost oder übertrieben (dramatisiert). Zum Beispiel werden im Mainstream die negativen Folgen der Migrationskrise 2015 verharmlost und die Bedeutung rechtsextremer Gruppierungen übertrieben dargestellt.

(Quelle für die Grundbegriffe und deren Definition: Prof. Norbert Bolz, Strukturwandel in der Medienwelt, Vortrag beim Bundestag 13.10.2022; ders. Wir sind in einem kulturellen Bürgerkrieg, Bild TV 03/2023.)

In diesem Zusammenhang erscheint der Bedeutungswandel des Begriffs „Propaganda" im allgemeinen Verständnis von einem Synonym für Werbung im weiteren Sinn zu einem Begriff für Manipulation bemerkenswert. Nachstehend zum Vergleich die Definitionen in Meyers Lexikon, siebente Auflage 1924 bis 1933, und in Encyclopaedia Britannica, 20.07.2023, sowie in Klexikon.de und Helles-Köpfchen, jeweils 21.07.2023.

- Meyers Lexikon, siebente Auflage, neunter Band (1928):
Propaganda (lat.), Maßregeln oder Anstalt zur Verbreitung gewisser Lehren, Meinungen, politischer Forderungen usw., besonders Missionsanstalt; im engeren Sinn die von Gregor XV. 1622 in Rom zur Verbreitung des Katholizismus und zur einheitlichen Leitung des Missionswesens gegründete Gesellschaft Congregatio [Kurienkongregation] de p. fide), dazu kam 1627 ein Heidenmissionsseminar, das Kollegium de p.f. Lit.: [...] – In der Geschäftssprache die Gesamtheit der zur Verbreitung von Erzeugnissen (Waren, Schriften) erforderlichen mittel (Anzeigen, Reklame usw.).

- Britannica:

propaganda, dissemination of information—facts, arguments, rumours, half-truths, or lies—to influence public opinion.

Propaganda is the more or less systematic effort to manipulate other people's beliefs, attitudes, or actions by means of symbols (words, gestures, banners, monuments, music, clothing, insignia, hairstyles, designs on coins and postage stamps, and so forth). Deliberateness and a relatively heavy emphasis on manipulation distinguish propaganda from casual conversation or the free and easy exchange of ideas. Propagandists have a specified goal or set of goals. To achieve these, they deliberately select facts, arguments, and displays of symbols and present them in ways they think will have the most effect. To maximize effect, they may omit or distort pertinent facts or simply lie, and they may try to divert the attention of the reactors (the people they are trying to sway) from everything but their own propaganda.

Comparatively deliberate selectivity and manipulation also distinguish propaganda from education. Educators try to present various sides of an issue—the grounds for doubting as well as the grounds for believing the statements they make, and the disadvantages as well as the advantages of every conceivable course of action. Education aims to induce reactors to collect and evaluate evidence for themselves and assists them in learning the techniques for doing so. It must be noted, however, that some propagandists may look upon themselves as educators and may believe that they are uttering the purest truth, that they are emphasizing or distorting certain aspects of the truth only to make a valid message more persuasive, or that the courses of action that they recommend are in fact the best actions that the reactor could take. By the same token, the reactor who regards the propagandist's message as self-evident truth may think of it as educational; this often seems to be the case with "true believers"—dogmatic reactors to dogmatic religious, social, or political propaganda. "Education" for one person may be "propaganda" for another.

(https://www.britannica.com/topic/propaganda)


- Klexikon:

Propaganda. Propaganda bedeutet es, wenn man versucht, andere Menschen zu beeinflussen. Man will damit erreichen, dass die anderen so handeln oder so denken, wie man selbst es will. Um dieses Ziel zu erreichen, muss die Propaganda nicht unbedingt wahrheitsgemäß sein. Eine Rede, ein Text, ein Bild, ein Video oder etwas anderes kann solche Propaganda sein.

Das Wort kommt aus der lateinischen Sprache. Gemeint ist, dass etwas verbreitet wird. Schon vor 400 Jahren hat die katholische Kirche das Wort verwendet. Sie wollte den katholischen Glauben verbreiten.

Schon lange Zeit war das Wort ziemlich bekannt. Man verstand darunter nicht viel anderes als Werbung oder eine gute Meinung zu verbreiten. Doch auch die Nationalsozialisten sprachen von Propaganda. Sie hatten sogar einen Minister für Volksaufklärung und Propaganda, Joseph Goebbels. Ihm ging es darum, andere Menschen schlecht zu machen und Lügen über sie zu verbreiten.

Seitdem hat das Wort Propaganda einen schlechten Ruf. Man verwendet es nur für etwas, das man nicht mag. Wer Propaganda verbreitet, ist ein Propagandist. Was man früher meinte, nennt man heute eher Öffentlichkeitsarbeit oder auf Englisch „Public Relations".

(https://klexikon.zum.de/wiki/Propaganda)


- Helles Köpfchen

Propaganda ist ein Begriff, der oft im Zusammenhang mit Politik und Krieg verwendet wird. Er bezieht sich auf die Verbreitung von Informationen oder Ideen, die absichtlich falsch oder einseitig sind, um die Meinung von Menschen zu beeinflussen. Propaganda kann auf viele Arten präsent werden, wie zum Beispiel durch Medien, Kunst, Musik, Reden oder sogar Bildungssysteme. Ziel der Propaganda ist es, die Massen zu mobilisieren, die öffentliche Meinung zu beeinflussen und das Verhalten von Menschen zu lenken.

(https://www.helles-koepfchen.de/?suche=propaganda)


Dr.Dr. Heinz-Dietmar Schimanko

www.schimanko.de