Mit einem neuen Rekordhoch hat der sino-amerikanische Handel im Jahr 2022 abgeschlossen, wie Daten des Bureau of Economic Analysis (BEA) der USA zeigen. Die Gesamtimporte und -exporte zwischen den beiden Nationen wuchsen im Vergleich zum Vorjahr um 2,5 Prozent auf insgesamt 690,6 Milliarden US-Dollar und übertrafen damit den vorherigen Rekord von 658,8 Milliarden US-Dollar aus dem Jahr 2018, schreibt finanzmarktwelt.
Damit stieg das Handelsdefizit der USA gegenüber China um 8,3 Prozent auf 382,9 Milliarden US-Dollar an. Der Tenor in der internationalen Presse war, dass sich der Handel den Spannungen zwischen den beiden Staaten widersetzt.
In „Politico" wurde sogar Ed Gresser, der ehemaliger stellvertretender US-Handelsvertreter für Handelspolitik und Wirtschaft mit den Worten zitiert: „Die Entscheidungen von Verbrauchern und Unternehmen waren bisher mächtiger als Regierungen. Zölle sind im Grunde eine Form der Besteuerung. Sie haben Einfluss auf den Handelsfluss, aber sie haben nicht den überwältigend starken Einfluss, oder zumindest hatten sie ihn bisher nicht."
Also ist das „De-Coupling" zwischen den USA und China nur eine politische Frage, die durch den Handel und die Verbraucher ad absurdum geführt wird? Ein genauer Blick auf die Zahlen lässt Zweifel an den Aussagen von Ed Gresser aufkommen.
Es ist durchaus richtig: Die Importe aus China in die USA nahmen um 7,0% zu, die Exporte nach China um 2,99%. Der Anteil der Importe aus China erreicht an den Gesamtimporten 14,25%. Im Jahr 2021 waren es noch 15,49%. In der Tat schwindet der Anteil der chinesischen Importe seit 2017, wo sie noch 18,04% an allen Importierten Gütern und Dienstleistungen ausmachten.
Gleichzeitig konnten die „Südostasiatische Fünf", also Vietnam, Thailand, Malaysia, Indonesien und Indien, sowie Mexiko ihren Anteil an den US-amerikanischen Importen erhöhen. Am stärksten aus der Gruppe der „Südostasiatische Fünf" wuchsen dabei die Importe aus Vietnam, das seinen Anteil von 1.41% auf 3.24% erhöht. Mexiko konnte seine Einfuhren in die USA zwischen 2015 und 2016 im Vergleich zu China deutlich stärker erhöhen: um 52,56% gegenüber 12,84% aus China. Dies führte dazu, dass Mexiko seinen Anteil an den Importen der USA auf 12,65% steigern konnte.
Zwar erhöhten sich in absoluten Zahlen gerechnet die Importe aus China und auch generell der Handel zwischen den beiden Mächten am Pazifischen Ozean, relativ betrachtet schwindet aber zumindest die Abhängigkeiten im Handel – zwar langsam, aber stetig. Damit stehen wir offenkundig am Beginn der Deglobalisierung: die Machtblöcke USA und westliche Staaten gegen China, Russland und Iran – nicht zufällig nimmt vor allem der Handel zwischen China und Russland deutlich zu.