Thomas Bachheimer
Im Frühjahr 2024 erlebte der globale Goldmarkt bedeutende Bewegungen, insbesondere durch die massiven Käufe der People's Bank of China, die ihre Goldreserven signifikant erhöht hat. Der Kaufrausch der PBoC kommt aber nur für echte Wegschauer und papiergeld-Freunde überraschend, zumal die PBoC schon kurz nach Aufflammen der Finanzkrise ihren Hang zum Golde öffentlich gemacht hat.
Wohl nie werde ich vergessen, dass die ansonsten so ruhig agierende PBoC-Chef recht deutlich wurde, als deren damaliger Chef meinte: „America we hate the way, how you keep your currency". Einige Quellen bestreiten zwar diese Aussage im O-Ton, bestätigen aber, dass Zhou Xiaochuan sich sehr kritisch zum westlichen Finanzsystem geäußert hatte. Ich kann ja kein Chinesisch, verwende jedoch gerne die plakative Aussage, um die Dramatik der chinesischen Warnung anlässlich der Finanzkrise darzustellen.
Zur etwa gleichen Zeit wurde dann auch bekannt, dass die Chinesen 1,6 % Golddeckung als offizielle aktivierte Reserven der PBoC bekanntgaben. Als die westliche Finanzwelt sich zuerst verwundert und hernach besorgt gab, ließ die PBoC verlautbaren, dass dies nur ein Tropfen auf dem heißen Stein wäre, denn man hätte noch in anderen staatlichen Agenturen wesentlich mehr Gold gebunkert, welches binnen Sekunden (O-Ton) in die PBoC-Bilanzen gebucht werden könnte.
Bachheimer.com-Leser wissen das nur allzugut, zumal ich dieses Faktum immer wieder auf der Site erwähnt habe und es das Verhalten der Chinesen als Gamechanger betrachtet hatte. Nur hatte es – wie so oft im Leben - länger gedauert als sich es der kleine Bachheimer hat vorstellen können. Aber nun – nach 15 Jahren - dürfte es so weit sein.
Die aktuellen strategischen Entscheidungen der Chinesen sind eingebettet in eine breitere Tendenz, bei der Zentralbanken weltweit ihre Währungsreserven diversifizieren und vermehrt in Gold investieren. Diese Dynamik führte – nebst erhöhter privater Nachfrage - zu einem neuen Rekordhoch des Goldpreises von über 2.400 US-Dollar pro Feinunze.
Die chinesische Zentralbank hat in den ersten drei Monaten des Jahres fast 27,02 Tonnen Gold erworben, was ihre Rolle als einen der größten Goldkäufer weltweit unterstreicht. Allein im März fügte die Bank ihren Beständen weitere 160.000 Unzen hinzu, was die Gesamtreserven auf beeindruckende 72,74 Millionen Unzen erhöhte. Diese Entwicklung spiegelte sich in einem markanten Anstieg des Goldpreises wider, der im März den stärksten monatlichen Anstieg seit Juli 2020 verzeichnete.
Parallel zu den institutionellen Käufen verstärkte sich die Spekulation an den Futures-Börsen. An der Shanghai Futures Exchange (SHFE) zeigte sich dies deutlich in den gehaltenen Long-Positionen in Gold, die um fast 50 Prozent auf 295 Tonnen stiegen. Diese spekulative Aktivität hat zusammen mit den Käufen der Zentralbanken den Goldpreis zusätzlich beflügelt.
Trotz der globalen wirtschaftlichen Unsicherheiten und des strammen Gegenwindes, in Form eine starken US-Dollars und steigender Zinsen in den USA, hat sich der Goldpreis bemerkenswert gut gehalten. Die anhaltende Inflation in den USA und Unsicherheiten bezüglich der Zinspolitik der Federal Reserve trugen zu einer volatilen Gesamt-Marktsituation bei, in der Gold als sicherer Hafen attraktiv bleibt. Interessanterweise blieb die physische Nachfrage nach Gold hoch, trotz Abflüssen aus börsengehandelten Fonds in den USA und Europa, was die Stärke der institutionellen und spekulativen Nachfrage unterstreicht.
Diese Stärke des einzig wahren und richtigen Geldes steht in starkem Kontrast zum westlichen Währungssystem, das zunehmend unter der Last enormer öffentlicher und privater Verschuldung ächzt, und wirft ein Schlaglicht auf die Fragilität eines Wirtschaftssystems, das sich in schwierigen Zeiten auf gedrucktes Geld statt auf reale Werte stützt.
Die wirtschaftliche Verlangsamung in China zeigte sich auch in anderen Sektoren, beeinflusste aber auch den Goldmarkt. Die Produktion und der Dienstleistungssektor erlebten im April eine Schrumpfung, und es kam zu einem signifikanten Rückgang der Goldabhebungen von der Shanghai Gold Exchange. Trotz einer stabilen lokalen Nachfrage sank die lokale Goldpreisprämie aufgrund verbesserter Lieferbedingungen und einer erhöhten Goldproduktion, was die Knappheit von Gold in China verringerte. Verbessertes Angebot, verstärkte Nachfrage und steigende Preise – eine Gleichung, die man auch nicht oft findet, schon gar nicht im Edelmetallsektor.
Generell lässt sich in QI/2024 feststellen, dass der Goldmarkt durch eine Kombination aus institutioneller Nachfrage, spekulativer Aktivität und geopolitischer Unsicherheit weiterhin beeinflusst wird. Die Zentralbanken, allen voran die chinesische, spielen eine entscheidende Rolle bei der Preisgestaltung, während die Spekulanten in Shanghai die Preisdynamik weiter antreiben. In diesem Kontext bleibt Gold ein kritischer Vermögenswert in der globalen Wirtschaft und ein zentraler Akteur in den Finanzmärkten.
Diese Trends verdeutlichen, dass der Osten, insbesondere China, im Goldsektor massiv aufrüstet, während der Westen unter Abflüssen zu leiden hat. Diese Verschiebung könnte erneut die alte Weisheit bestätigen: "Wer das Gold hat, macht die Regeln"! Ein Motto, das angesichts der zunehmenden Einflussnahme der BRICS-Staaten auf die Weltwirtschaft und ihre Rolle in der globalen Governance, wie beim BRICS-Gipfel in Johannesburg 2023 deutlich wurde, aktueller denn je erscheint.