Das Inflationsprognosendesaster der EZB in einem Chart
Der Alpenökonom
Wer in anderen Branchen einen Leistungsausweis hätte, wie es der folgende Chart für die EZB nachweist, müsste mit seiner sofortigen Entlassung rechnen. Vermutlich hätte ein x-beliebiger Passant eine bessere Trefferquote als die Ökonomen der EZB – und zur Ehrenrettung der EZB auch als die Ökonomen anderer Notenbanken.
Denn selbst beim besten Willen haben die Prognosen mit der Wirklichkeit gar nichts zu tun. So zeigt die rote Linie die tatsächliche Inflationsentwicklung bis Anfang Dezember 2022, die andersfarbigen Linien geben die Inflationsprognose zum jeweiligen Zeitpunkt wieder.
Quelle: https://www.agenda-austria.at/grafiken/inflation-haelt-sich-nicht-an-die-ezb-prognosen/
Seitdem hat sich an der schlechten Qualität der Prognosen nichts geändert. Das ist angesichts der Komplexität derartiger Prognosen auch nicht überraschend, nicht nur in Zeiten heftiger exogener Schocks wie die Corona-Pandemie. Problematisch ist viel mehr, dass die EZB diese Prognosen wie eine Monstranz vor sich her trägt und offensichtlich in ihren Modellen annimmt, dass sich die Inflationsrate durch die als genial unterstellte Geldpolitik der EZB gleichsam automatisch in die enge Nähe der 2%-Zielrate bewegt.
Gleichzeitig sprechen führende Notenbanker immer und immer wieder über die aktuelle Inflationswelle, ohne auch nur ein einziges Mal das Wort „Geldmenge" in den Mund zu nehmen. Damit agieren sie wie ein Maler, der über seine Leidenschaft redet, ohne die Wörter „Pinsel", „Leinwand" und „Farbe" in den Mund zu nehmen. Wenn man allerdings wie ein Blinder von der Farbe spricht, wie es die Notenbanker tun, wenn sie über die Inflation reden ohne auf die Geldmenge einzugehen, sind solche Prognosen und eine dementsprechend katastrophale Geldpolitik unweigerlich die Folge.