Bachheimer.com ist ein tagesaktuelles, schnelles Medium (wahrscheinlich das schnellste im deutschsprachigen Raum) und unsere Kommentare sind dem entsprechend kurz und knackig und aus dem Bauch heraus verfasst. Deshalb werden wir ab dieser Ausgabe immer wieder auch ganz besondere Artikel, die bei Bachheimer.com gebracht wurden, hier wieder bringen und mit längeren und hoffentlich auch vertiefenden Gedanken aus der Redaktion versehen.

Ein solcher besonderer Artikel wurde uns diese Woche von einem Leser zugespielt, der einer erhöhten Aufmerksamkeit bedürfte.

Hier der Artikel
seniora: Der Mensch ist besser, als wir glauben
Unser heutiger Staat ist das Produkt eines äusserst pessimistischen Menschenbildes.

Der grüne Bauch-kommentar dazu
Natürlich "formuliert" der Staat den Menschen als schlecht und sich selbst als Retter. Von beiden Seiten völlig vergessen wird dabei, dass die Repressoren auch Menschen sind (zumeist halt schlechter als die Unterdrückten) und dass diese für das Zusammenschustern ihres Menschenbildes von sich selbst ausgehen.
Deprimierend wird das Ganze, wenn man das Verhalten beider Seiten während der Pandemie betrachtet. Irgendwelche steuergeldfinanzierte Schranzen, die es in der Privatwirtschaft niemals schaffen würden, haben mit unterdrückerischen Maßnahmen und Enteignung über die Zeit (Geldmengenwachstum) auf die Herausforderungen geantwortet und die Unterdrückten (auch aus meinem privaten Umfeld) haben sich zunächst von den Repressoren in Panik versetzen lassen und wirklich geglaubt, dass diese Pappnasen ehrliche und wirksame Hilfe aufbieten würden. Es ist zum Heulen! TB

Und hier die längere Kommentierung des Sachverhaltes aus unserer Sicht

Ein Überbleibsel des Kommunismus in Europa ist ein gewisser Paternalismus, den viele unserer „Demokratien" - selbst die klassisch liberalen Staaten Nordwesteuropas - so nach und nach übernommen haben. Spätestens seit der Pandemie-Bekämpfung ist das so gut wie jedem europäischen Bürger klar geworden.

Klassisch paternalistische Staaten sind solche, wo die Regierenden glauben, dass sie im besten Interesse ihrer Bürger handeln und daher berechtigt sind, Entscheidungen für sie zu treffen, um sie zu schützen oder zu lenken. Diese Staaten neigen jedoch dazu, ein falsches Menschenbild zu haben, da sie oft von einem „Von oben herab"-Ansatz ausgehen, bei dem sie die Fähigkeiten und Entscheidungsfähigkeiten ihrer Bürger unterschätzen.

Noch schlimmer jedoch ist der (ich nenn' ihn einmal) Neo-Paternalismus, wo die Regierenden zwar wissen, dass sie keine besseren Entscheidungen als die Bürger treffen, diese dann aber doch nicht zum Wohle der Bürger sondern wissentlich zum Nutzen von befreundeten Organisationen, Konzernen oder Supermächten durchziehen – selbst wenn diese Entscheidungen diametral zu wissenschaftlichen Erkenntnissen, Rechts- und Verfassungslagen, Demokratie und Tradition stehen.

In der Entwicklung dieser neuen Form des Vormundstaates hat sich – und das sollte hier unbedingt erwähnt werden – die EU besonders hervorgetan. Ich wage sogar zu behaupten, dass die COVID-Maßnahmen ohne EU niemals in dieser Schärfe gekommen wären. Aber die einzelnen Staatslenker wurden großteils von der EU zu diesem staatsrechtlich schwer bedenklichen Treiben (mit welchen Mitteln auch immer) veranlasst bzw. verspürten die Staatsführungen Rückendeckung aus Brüssel, was ihre fürs Volk ungünstigen, diktatorischen Entscheidungen sicherlich einfacher gemacht hat.

Sowohl die klassisch paternalistischen als auch die postkommunistischen „modernen Vormund-Demokratien" sind oft von einer hierarchischen Denkweise geprägt sind, bei der die Regierung als überlegene Autorität betrachtet wird und die Bürger als passiv und unmündig. Diese tragen das Wort „Demokratie" auch völlig zu Unrecht und entehren dasselbe auf brutalste Art und Weise. Diese Denkweise geht davon aus, dass die Bürger nicht in der Lage wären, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und daher von der Regierung gelenkt werden müssen. Diese Sichtweise führt dazu, dass paternalistische Staaten dazu tendieren, ihre Bürger als unvollkommen oder fehlerhaft anzusehen, was zu einem falschen Menschenbild führt.

Eine weiterer Eigenschaft - besser gesagt Schwäche - dieser Staaten ist, dass diese oft ein Übermaß an Kontrolle ausüben und eine überregulierte Umgebung schaffen, um ihre Bürger (angeblich) zu schützen. Dies kann dazu führen, dass die Bürger in ihrer Entscheidungsfreiheit eingeschränkt werden und sich auf die Regierung verlassen, um Entscheidungen für sie zu treffen. Dies wiederum verstärkt das Bild von Bürgern als unfähig oder unzureichend, um ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.

Darüber hinaus sind unsere Vormund-Staaten auch von politischen oder wirtschaftlichen Interessen (wie eingangs erwähnt) getrieben, die ihre Entscheidungen beeinflussen. In solchen Fällen können die Regierungen geneigt sein, ihre eigenen oder die Interessen Dritter über die Interessen ihrer Bürger zu stellen und politische oder wirtschaftliche Agenda durchzusetzen, selbst wenn diese nicht im besten Interesse der Bürger liegen.

Es ist wichtig zu anzumerken, dass es sicherlich Situationen gibt, in denen staatlicher Paternalismus gerechtfertigt sein kann, zum Beispiel bei Naturkatastrophen oder im Schutz von schutzbedürftigen Gruppen (gemeint sind hier vornehmlich Kinder und andere nicht Entscheidungsfähige und nicht das, was uns derzeit alles als schutzbedürftig verkauft wird).

Jedoch birgt dieses Vormund-Denken einerseits das Risiko in sich, dass Bürgern ihre Selbstbestimmung und Autonomie genommen wird und gerade dadurch das falsche Bild des unfähigen Individuums verstärkt wird, welches als nicht in der Lage angesehen werden,seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Andererseits, dass die Bürger sich an diese Entscheidungsabnahme des Vater Staates gewöhnen und die schwachen dies sogar schätzen lernen und dass nach wenigen Generationen sowohl der Willen als auch die Fähigkeit zum Treffen eigener Entscheidungen völlig erodiert werden.

Es wäre daher von enormer Bedeutung, dass staatliche Entscheidungsträger sich dessen wieder bewußt werden, dass ihre Entscheidungen von einem geringgeschätzten Menschenbild ausgehen und dass es notwendig wäre, wieder die Vielfalt der Fähigkeiten, Wünsche und Bedürfnisse der Bürger anzuerkennen und zu respektieren.

Was allerdings mit dem derzeitigen Politpersonal kaum möglich sein dürfte, zumal die meisten Regierungsangehörigen selbst auf Grund ihres Alters ja schon an die seit Jahrzehnten laufende Verantwortungsverlagerung an den Staat gewöhnt sind und sie darob diesen katastrophalen Systemfehler nicht mehr erkennen können/wollen. Denn das Spitzen-Politpersonal höchstselbst betreibt ja Verantwortungsverschiebung im höchsten Ausmaß. Die Anzahl der politischen Berater, die in Regierungsnähe ihr Unwesen treiben, und für das bezahlt werden, wofür die Politiker ohnehin schon bezahlt sind, dürfte diese Behauptung wohl zur Genüge untermauern.