Von Redaktion auf Dienstag, 02. Januar 2024
Kategorie: KW 01

Die Sanktionen wirken – ganz anders

Der Alpenökonom

Monatlich grüßt das Murmeltier – mit großem Tam-Tam verabschiedet der Westen eine neue Sanktionsrunde gegen Russland, jedes Mal begleitet mit der politischen Jubelmeldung, dass diese Sanktionsrunde Russlands Wirtschaft erheblich schwächen würde. Und jedes Mal ist unter den die Wirklichkeit ausblendenden Politikern und Journalisten wenige Monate später die Überraschung groß, dass die Sanktionen doch nicht wirken. Mehr noch, getreu der Devise, dass der Krieg der Vater aller Dinge sei, deutet immer mehr darauf hin, dass die Sanktionen Russlands Wirtschaftsstruktur mittel- und langfristig sogar stärken könnten. Denn die Sanktionen zwingen den Sanktionierten zu Innovationen.

Das ist auch im Ölsektor der Fall. Seit Dezember 2022 unterliegt über den Seeweg geliefertes russisches Rohöl einem Embargo. Wie der folgende Chart zeigt, hat dies zu massiven Umgehungsgeschäften geführt, hauptsächlich über Indien. Das ist mittlerweile sogar in den Leitmedien angekommen.

Monatliche Lieferungen von russischem Rohöl nach Regionen, 01/2021–09/2023

Zudem haben die G7 russisches Erdöl mit einer Preisobergrenze von 60 USD/Barrel belegt. Damit sollen Russlands Einnahmen aus dem Ölverkauf geschmälert werden. Als Hebel wurde die Versicherungspflicht für Rohöltanker gewählt, da der Großteil der Versicherungsanbieter in westlichen Staaten angesiedelt ist. Einem Tanker wird der Abschluss der Haftpflichtversicherung verweigert, sollte es sanktioniertes russisches Öl zu mehr als 60 USD/Barrel transportieren. Das Ergebnis dieser „genialen" Idee? Russland weicht zunehmend auf andere Staaten aus. Anders gesagt: Der Westen hat sich selber dieses Geschäftes beraubt, ohne Russlands Einnahmen dauerhaft zu verringern.

Herkunftsland der Versicherung von Tankern mit russischem Rohöl nach Auslaufsmonat, 01/2021–07/2023

Es ist auch davon auszugehen, dass infolge der russischen Bemühungen die Sanktionen zu umgehen, eine eigenständige, nicht-westliche Versicherungsstruktur aufgebaut wird, mithin der Westen also dauerhaft das Geschäft verlieren dürfte.

Ein ähnliches, wenngleich nicht ganz so extrem ausgeprägtes Bild zeigt sich bei der geographischen Verteilung der Registrierung jener Schiffe, die russisches Öl transportieren. Des Westens Bedeutung schrumpft rapide.

Herkunftsland des Eigentümers von Tankern mit russischem Rohöl nach Auslaufmonat, 01/2021–07/2023


Maßgeblich für diesen und viele weitere – selbstschädigende – Rohrkrepierer war die in den ersten Kriegsmonaten besonders ausgeprägte westliche Kriegspropaganda, wonach Russland international isoliert wäre, auch wenn der Großteil der Welt die politische Positionierung des Westens nicht teilte und weiterhin nicht teilt. Juristisch verfolgt wird Selbstbetrug allerdings nicht.