Lange hat die EZB die Inflation verharmlost und als „vorübergehend" bezeichnet – nun muß sie die Zinsen weiter anheben, um ihre angekrazte Glaubwürdigkeit nicht vollends zu verlieren. Das sagt der ehemalige italienische Ministerpräsident Monti und bringt damit etwas auf den Punkt, was die immer zahlreicheren Kritiker der EZB ähnlich sehen, berichtet finanzmarktwelt aktuell.
Die EZB kann es sich nach ihrem Versagen bei der Bekämpfung der Inflation in der Vergangenheit nicht mehr leisten, als schwach angesehen zu werden, meint der ehemalige italienische Ministerpräsident Mario Monti. Das berichtet nun Bloomberg. "Die EZB wie auch die großen Zentralbanken der Welt kommen aus einer Phase, in der sie einen beträchtlichen Teil ihrer Glaubwürdigkeit verloren haben, weil sie die Inflation nicht früh genug erkannt haben", sagte Monti am Freitag in einem Interview.
Er äußerte sich kurz nachdem Daten aus dem Euroraum gezeigt hatten, dass sich der Anstieg der Verbraucherpreise im März drastisch verlangsamte und auf 6,9% zurückging, nachdem er im Februar noch bei 8,5% gelegen hatte.
Einige dieser negativen Auswirkungen sind eine Abschwächung der Wirtschaft und höhere Zinszahlungen für Staatsanleihen. Italien, dessen Schuldenstand derzeit 145% des Bruttoinlandsprodukts übersteigt, gehört zu den Ländern, die unter steigenden Zinsen leiden.
Auch wenn die Spreads zwischen italienischen und deutschen Staatsanleihen im Vergleich zu anderen südeuropäischen Ländern "unangemessen hoch" seien, gebe es derzeit keinen Grund "zur Beunruhigung". Er sei zuversichtlich, dass die EZB bei Bedarf ihr Notfallinstrument einsetzen werde, so Monti. Der Vizepräsident der EZB, Luis de Guindos, geht davon aus, dass die zugrundeliegende Preisdruck (Kerninflation) hoch bleiben wird, auch wenn sich die Inflation insgesamt verlangsamt. "Wir glauben, dass die Gesamt-Inflation in diesem Jahr erheblich zurückgehen wird, während die Kerninflation hoch bleiben wird", sagte er am Samstag in einer Rede bei einem Ambrosetti-Workshop im italienischen Cernobbio.