Laut EZB-Chefvolkswirt Lane wird die europäische Notenbank die Zinsen eine „Reihe von Quartalen" auf einem hohen Niveau belassen. Philip Lane gilt eigentlich als „Taube" innerhalb der EZB, also als Vertreter einer laxen Geldpolitik. Aber nachdem die Inflation in der Eurozone zuletzt wieder gestiegen war, haben sich die „Falken" in der EZB – vor allem die deutschen Vertreter Nagel und Schnabel – zuletzt häufiger öffentlich geäußert und eine stärkere Anhebung der Zinsen angemahnt, schreibt finanzmarktwelt.
Heute (28.2.23, Anm.) dann überraschend hohe Inflationsdaten aus Frankreich und Spanien – das erhöht den Druck auf die EZB weiter vor der Veröffentlichung der Inflationszahlen der gesamten Eurozone am Donnerstag. Die Anleihemärkte preisen nun einen Gipfel der Zinsen von 4% in der Eurozone ein.
Wenn die Europäische Zentralbank im Zinszyklus das Maximalniveau erreicht hat, könnte sie die Zinsen nach Ansicht ihres Chefvolkswirts für einige Zeit auf diesem hohen Niveau halten. "Es könnte ein ziemlich langer Zeitraum sein, eine ganze Reihe von Quartalen", sagte Philip Lane in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit Reuters.
Bei der Entscheidung der EZB im März gilt eine Erhöhung der Zinsen um 50 Basispunkte (0,5%) als ausgemachte Sache. EZB-Präsidentin Christine Lagarde sagte am Montag, für eine solche Erwartung gebe es "allen Grund", was auch Lane bekräftigte. Im Fokus der Anleger steht daher die Frage, wie es danach weitergeht.
Konsens bei der EZB sei, "dass ausreichende Fortschritte bei der zugrunde liegenden Inflation wichtig sind", erklärte Lane im Reuters-Interview.
Es gebe "deutliche Anzeichen" dafür, dass die Geldpolitik greift. "Bei Energie, Lebensmitteln und Gütern gibt es viele vorausschauende Indikatoren, die darauf hindeuten, dass der Inflationsdruck in all diesen Kategorien ziemlich stark zurückgehen dürfte."
Die Warenpreise im Einzelhandel seien zwar "immer noch sehr hoch, doch die Zwischenstufe ist ein guter Wegweiser für den Preisdruck", führte Lane aus. "Die Trendwende hier, unter anderem durch das Nachlassen von Engpässen und globale Faktoren, deutet darauf hin, dass die Inflationsraten für Energie, Lebensmittel und Waren deutlich zurückgehen werden."
Wirklich? Vor allem im Dienstleistungssektor dürfte der Inflations-Druck noch weiter zunehmen – wie das in den USA bereits seit Monaten der Fall ist. Da Europa den USA in der Regel einige Monate hinterher hinkt, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis sich diese Entwicklung auch in der Eurozone zeigen wird: