Inflationsschub dank Basiseffekt voraus
Der Alpenökonom
Zahlreiche Maßnahmen der Regierungen haben in den vergangenen ein bis eineinhalb Jahren dazu beigetragen, die ausgewiesene Inflationsrate zu drücken wie vorübergehende Mehrwertsteuer- und Abgabensenkungen, Preisdeckel, stark vergünstigte bis kostenfreie öffentliche Verkehrsmittel, das Aussetzen von Gebührenerhöhungen oder auch die Übernahme eines Teils der Energiekosten durch den Steuerzahler.
Ein Teil dieser Maßnahmen wurde bereits reduziert, viele Maßnahmen sollen mit Jahresende auslaufen. Wie bereits in einem früheren Newsletter dargelegt, führt der Wegfall dieser vorübergehenden Maßnahmen zu einem deutlichen Anstieg der Inflationsrate.
Die Europäische Zentralbank hat ihre Berechnungen über die Auswirkungen der inflationsdrückenden Maßnahmen auf den Harmonisierten Verbraucherpreisindex nun aktualisiert. Wie der folgende Chart zeigt, ist im kommenden Jahr mit einem deutlichen Aufwärtsdruck bei der Inflationsrate zu rechnen, nachdem 2022 und 2023 die Inflationsrate wegen der Eingriffe in die Bruttopreise kumuliert um 0,9 Prozentpunkte geringer ausgefallen ist als es ohne diese Eingriffe der Fall gewesen wäre. Nächstes Jahr soll dann die Inflationsrate allerdings um 0,7 Prozentpunkte höher ausfallen als ohne diese Eingriffe, 2023 um 0,3 Prozentpunkte. (Der Chart reicht von +1 Prozentpunkt bis -1 Prozentpunkt).
Auswirkungen der inflationsbekämpfenden Maßnahmen auf den HVPI, in Prozentpunkten, 2022 bis 2025
Quelle: EZB
Auch der Internationale Währungsfonds kommt in der aktuellen Publikation „Unconventional Fiscal Policy in Times of High Inflation" zu gleichlaufenden Ergebnissen. Die Preiseingriffe reduzierten 2022 und 2023 die ausgewiesene Inflationsrate, 2023 und 2024 dreht sich dieser Effekt um. Das zeigt der folgende Chart:
Auswirkungen des Energiepreisschocks auf die Gesamtinflation mit und ohne defizitfinanzierter Energiepreismaßnahmen, Abweichung von eine Nicht-Schock-Szenario, in Prozentpunkten, 2022 bis 2024
Quelle: IMF
Langer Rede kurzer Sinn: Nicht nur wegen des aktuellen Anstiegs des Ölpreises, sondern gerade auch wegen des beschriebenen Basiseffekts wird die Inflationsrate auch 2024 auf erhöhtem Niveau verbleiben, d.h. über der 2%-Zielrate der Zentralbanken.