Von Redaktion auf Freitag, 05. Mai 2023
Kategorie: KW 18

Kann eine zu 95 % getankte Rakete den abarischen Punkt überschreiten?

Thomas Bachheimer

Vorige Woche habe ich an dieser Stelle mich der angespannten Situation beim Gold gewidmet. Dabei habe ich die beiden Entspannungsszenarien von standardisierten Märkten (1. über die Ereignis- und 2. Über die Zeitachse) geschrieben und festgestellt, dass diesmal wohl eine „Beruhigung" über die Zeitachse geschehen würde.

Im Großen und Ganzen dürfte ich mit dieser Analyse Recht behalten haben. Doch im Kleinen haben sich diese Woche ein paar Ungereimtheiten eingeschlichen, die mich nachdenklich stimmen. Letzte Woche habe ich bei einem Preisniveau von 1980 Folgendes geschrieben:

Dass es sich (bis heute 28.4.) um eine Konsolidierung über die Zeit handelt, kann jeder am Chart ablesen. Der Markt präsentiert sich auch ehr selbstbewusst, dennoch ist das Ende dieser Konsolidierung aber noch nicht genau abzusehen.
Aber auch hierfür gibt es eine Faustregel: wenn während der Seitwärtsphase – besonders gekennzeichnet durch die beiden gelben (im Moment fast horizontal verlaufenden Bänder) sich eng zusammenziehen, hat der Preis vollständig ausgeatmet (kennen wir aus der Meditation) und die totale Entspannung ist erreicht.

Zumeist kommt es aber noch zu einem Schreckmoment, wenn der Preis das untere Band berührt – ein letzter Versuch den Trend zu ändern. Also nicht gleich paniken, wenn es einmal kurzfristig runtergeht.

Der Markt liegt nun, während ich diese Zeilen schreibe, hat zwischenzeitlich kurz die ATHs erreicht und liegt zwar um 70 USD (3,5 %) höher und meine Prognose ist „aufgegangen". Dennoch kann man nicht von einer Bilderbuchauflösung sprechen – und zwar aus 2 Gründen.

  1. Hätte ich mir eine etwas längere Ausatemphase gewünscht, sodass sich die gelben Bänder noch mehr zusammenziehen. Denn es gilt ja: je länger die Beruhigungsphase und je enger die Bänder zusammenliegen, desto höher der darauffolgende Kurs-Ausschlag;

  2. Um einen astreinen Bilderbuch-Raketenstart hinzulegen, sollte sich – wie von mir vorige Woche auch beschrieben, der Preis noch einmal für 1- 2 Tage unter das untere gelbe Band bewegen. Die Rakete ist nur zu 95 % aufgetankt!!!!


Sehen Sie dazu eine Gegenüberstellung der Charts, wie Sie sich vorige Woche und wie sie heute (Freitag, 5.5. mittags) darstellen.

Wie ich vorige Woche, erwähnt habe, wäre ein leises Antesten des unteren Bandes ein guter Startzeitpunkt für eine Megarally gewesen. Gestern hat der Preis leider aber das obere Band angetestet und eine lange Kerze mit Tocht ausgebildet, was zumeist für eine Umkehr spricht.

Natürlich ist noch nicht aller Tage Abend und solange wir über dem roten MovAvg bleiben, ist obwohl der langfristige als auch der kurzfristige (seit 4 Tagen herrschende) Aufwärtstrend intakt. Aber die super-bullische technische Formation hat etwas an Attraktivität eingebüßt.

Demgegenüber steht aber die fundamentale Lage, die mit Inflation, Bankenkrise, Geopolitik und der Götterdämmerung des USD sehr für ein wesentlich höheres Niveau des Goldpreises sprechen würde. Und gerade deshalb könnte auch eine nur zu 95 % getankte Rakete den Erdanziehungsbereich verlassen.

Hängt nun ganz davon ab, wie sich die üblichen Abfangjäger verhalten, die auch gestern Nacht offensichtlich wieder zugeschlagen haben. Versetzt man sich aber in deren Lage, so ist es nur allzu verständlich, dass man das Abheben verhindern will oder muss. Denn nur knapp 1 % über dem derzeitigen Niveau liegt - um bei der Raketenwissenschaft zu bleiben – der abarische Punkt in Form von Allzeithochs in den 2 wichtigsten Währungssystemen USD, EUR.

Der abarische Punkt ist jener Punkt, wo sich die Schwerkraft zweier Massen aufheben. Und besser kann man diese Situation im Finanzsystem derzeit nicht beschreiben. Noch sind wir im Anziehungsbereich des alten Systems, aber mittels gleichzeitigem Überschreitens der All Time Highs in beiden Währungssystemen werden wir vom nächsten, neuen Massepunkt (neues Geldsystem) angezogen. Die Reise dorthin ist allerdings eine lange, aber nach Durchschreiten des abarischen Punktes gibt's kein Zurück mehr. Bleibt zu hoffen, dass die „nur" zu 95 % getankte Rakete diesen Punkt mit dem Startversuch vom 2. Mai auch erreichen wird.