„Können Staatsschulden in Form von Staatsanleihen jemals zurückbezahlt werden?“
Der Bondaffe
Letzte Woche erhielt ich einen Netz-Artikel mit folgender Überschrift: „Refinanzierung von Schulden zu deutlich höheren Zinsen ist ein Riesenproblem". Wenn man länger auf diesen Satz starrt bekommt er eine eigentümliche Wirkung. Da wäre zunächst einmal das Wort „Riesenproblem", also kein kleines und kein alltägliches Problem. Und dann das kleine Wörtchen „ist". Das Riesenproblem IST gegenwärtig und wird (wie gewöhnlich) nicht in die Zukunft verlagert. Die Probleme der Zukunft sind bereits in der Gegenwart angekommen.
Um welches Problem geht es genau? Es geht um die „Refinanzierung von Schulden". Man beachte das Wort „Refinanzierung", denn von einer Rückzahlung ist keine Rede. Hier der erste Absatz aus besagtem Artikel.
https://finanzmarktwelt.de/problem-schulden-400-milliarden-refinanzierung-281936/
„Refinanzierung von Schulden zu deutlich höheren Zinsen ist ein Riesenproblem
Die Zinserhöhungen mögen sich in Europa auf ihren Höhepunkt zu bewegen (von aktuell 4,25 % Leitzins eventuell noch einmal weiter rauf auf 4,50 %). Den Verbrauchern, Unternehmen und Regierungen, die während der Ära der extrem niedrigen Kreditkosten Billionen von EUR aufgenommen haben, steht aber noch viel Schmerz bevor. Bis zum Ende dieses Jahrzehnts müssen Schuldner auf dem ganzen Kontinent einen Berg von Schulden zurückzahlen, die zu Zeiten aufgenommen wurden, als die Finanzierungskosten noch um ein Vielfaches niedriger waren, so Bloomberg aktuell. Zwar ist die Anpassung vielerorts — auch in den USA — schmerzhaft, in Europa trifft es die Schuldner aber besonders hart. Die Zinssätze lagen dort acht Jahre lang unter Null. Viele Kreditnehmer haben eine Refinanzierung dieser Schulden in der Hoffnung aufgeschoben, dass die Zinsen wieder sinken würden. Da sich die Volkswirtschaften jedoch größtenteils besser entwickelt haben als erwartet, verblasst dieser Wunsch zunehmend."
Ein Blick in die Historie veranschaulicht deutlich das Dilemma. Wenn wir von niedrigen Zinsen allgemein und von niedrigen Renditen am Bondmarkt sprechen lohnt es sich nachzuschauen, wann denn dieser Prozess begonnen hat? Die Entwicklung von Staatsanleihenrenditen in der BRD und in den USA zeigt, dass der LANGFRISTIGE Trend zu niedrigen Renditeniveaus schon seit Anfang der 1990er Jahre in Gange ist.
https://www.investing.com/rates-bonds/u.s.-10-year-bond-yield
https://www.investing.com/rates-bonds/germany-10-year-bond-yield
Will heißen: viele Länder konnten sich über einen langen Zeitraum von drei Jahrzehnten hinweg über Staatsanleihen immer günstiger, sprich billiger, (re-)finanzieren bzw. verschulden. In der EUROZONE hat dies erst die Einführung des EURO möglich gemacht wie beispielsweise in damaligen Hochzinsländern wie Italien, Spanien und Griechenland.
Bei den internationalen Leitzinsen war es etwas anders, denn diese wurden erst ab dem Jahr 2008 mit der Lehman-Brothers-Katastrophe künstlich niedrig gehalten.
https://www.finanzen.net/zinsen/leitzins/usa
Je größer die gesamtwirtschaftliche und spekulationsgetriebene Katastrophe im Land ist, ausgehend von schamlosen und gierigen Übertreibungen wie beispielsweise am japanischen Aktienmarkt Ende der 1980er, desto größer IST dann die darauf folgende gesamtwirtschaftliche Katastrophe, die man nur noch mit niedrigsten, Null-Leitzinsen oder leicht negativen Leitzinsen einigermaßen steuern kann.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/420102/umfrage/leitzins-der-zentralbank-von-japan/
Ausgehend von einem Leitzinssatz in Japan von +0,5 geht das
„Leitzinsspielchen" dort schon seit dem Jahr 1995 so. Normale „Zinszyklen" scheint es in diesem Land seit 28 Jahren nicht mehr zu geben, was wohl Ausdruck der inneren Katastrophe ist. Seit 28 Jahren dümpeln die Zinsen und Staatsanleihenrenditen auf niedrigsten und allerniedrigsten Niveaus dahin, ohne dass es jemand zu stören scheint. Als Zentralbanker in Japan muss man nur die Leitzinsen niedrig halten können, mehr Kompetenz braucht es scheinbar nicht. Ich gebe aber zu, dass steigende Staatsanleihenrenditen für die eigenen nationalen Anleihen riesige Verluste in den Portfolios der einheimischen Banken und Lebensversicherer verursacht hätten.
Nebenbei: das japanische Leitzinsniveau ist auch ein Ausdruck dafür, dass Leitzinsen im Bereich von minus -1% oder gar noch tiefer wahrscheinlich das internationale Finanzsystem gefährden würden.
Nur die Schweiz hat sich ab 2015 in den Bereich von minus -0,75% vorgewagt. Aber die Schweiz ist nicht Japan und hat unglaubliche Devisenreserven angehäuft. Aber minus -0,75% waren wohl genug ausgereizt.
http://www.leitzinsen.info/schweiz.htm
https://economiesuisse.ch/de/dossier-politik/die-verfuehrung-des-billigen-geldes
Leitzinsen und Staatsanleihenrenditen wollen daher geschickt gesteuert werden, denn zu tief dürfen diese niemals gehen. Denn schließlich lauert jederzeit das Inflationsgespenst im Hintergrund und wie wir gesehen haben ist es plötzlich aus dem finsteren Versteck herausgekrochen. Und je tiefer, also je negativer die Staatsanleihenrenditen zu diesem Zeitpunkt wären, desto höher wären die Kursverluste bei diesen Papieren bei einem Zins- bzw. Renditeanstieg.
Jetzt sind sie nun mal da! Die Schulden in Form von endfälligen festverzinslichen Wertpapieren. Und die wollen zurückbezahlt werden. „Zurückbezahlt" ist natürlich das falsche Wort. Wer denkt denn ans Zurückzahlen? „Refinanzierung" heißt das Zauberwort, doch wie kann man das anstellen? Noch besser wäre „prolongieren", also verlängern. Nein, wir zahlen jetzt nicht zurück. Erst in fünf Jahren. Oder besser in zehn Jahren. Oder am besten gar nicht. Dann wären wir beim Thema „ewige Anleihen" angelangt.
https://www.gabler-banklexikon.de/definition/ewige-anleihe-57735
Der feuchteste Traum der Verschuldung über Bonds/festverzinsliche Wertpapiere ist die ewige Nullzins-Anleihe.
Interessant ist noch die Art der Rückzahlung von Schulden. Ich möchte mich kurz auf die beiden wesentlichen Arten beschränken. Die klassische Form der Rückzahlung ist die Festlegung eines Fälligkeitstermins. An einem bestimmten Zeitpunkt wird die gesamte Schuld in einem Betrag zurückbezahlt. Das ist bei den allermeisten Bonds/festverzinslichen Papieren der Fall. Während der Laufzeit des Bonds/Kredits werden jährliche Zinszahlungen geleistet.
Bei einer anderen Form des Kredits wie bei einem Immobilienkredit besteht eine monatliche „Kreditrate" aus einem Tilgungsanteil und einem Zinsanteil. Während der Laufzeit wird die Tilgungsrate immer höher und die Zinsrate immer niedriger. Je nach der Höhe des Zinssatzes und der Tilgungsrate variiert die Laufzeit des Kredits (sehr individuell) und in einer näheren oder späteren Zukunft ist der Kredit mit diesem Konstrukt abbezahlt.
Wer sich daher auf die Finanzierung und die Schuldenaufnahme auf das Bondparkett begibt muss sein Schuldenmanagement so ausrichten, dass die Rückzahlung der aufgenommenen Beträge (= ausgegebenen Bonds) in der jeweiligen emittieren, herausgegebenen Summe gewährleistet ist. Das erfordert neben dem Zinsmanagement (also der Höhe des Zinssatzes) auch ein geschicktes Laufzeitenmanagement. Die Endfälligkeiten der Papiere sollten so gesteuert werden und ausgerichtet sein, dass kein „Klumpenrisiko" entsteht. Unter diesem „Klumpen" verstehe ich die Häufung von endfälligen Beträgen in einem kurzen Zeitraum. Vereinfacht dargestellt: wer die Endfälligkeiten seiner herausgegebenen Bonds in einem bestimmten Zeitraum konzentriert muss auch sicherstellen, dass die Bonds/Schulden zurückbezahlt werden können. Plus der fälligen Zinszahlung für das abgelaufene Jahr.
Jetzt wird es delikat, denn die niedrigen Zinsen (am Bondmarkt ausgedrückt durch niedrige Renditen) der vergangenen Jahre haben viele Länder veranlasst, sich auf niedrigstem Zinsniveau zu verschulden. Kredite waren einfach billig und die klassische Laufzeit für einen Kredit mittels festverzinsliche Papiere liegt bei zehn Jahren. Sogenannte Benchmark-Laufzeiten wären Laufzeiten über zwei, fünf, zehn und dreißig Jahre. Ideal ist es daher sich bei niedrigen Zinsen langfristig zu verschulden. Der langfristige Bereich bei festverzinslichen Papieren umfasst den Zeitraum von achteinhalb bis (ich bin definitionsmäßig hier großzügig) zwölf Jahren. Dreißig Jahre oder noch länger zählt man zu den Ultra-Langläufern. Die USA geben beispielsweise (noch) keine längeren Bondlaufzeiten als dreißig Jahre heraus. Das verlangt Feingefühl vom Emittenten/Herausgeber, denn bei den Investoren darf nicht das Gefühl aufkommen, man würde die Rückzahlung hoher Schuldenberge in eine weit entfernte Zukunft verlagern.
Die „Klumpen" bilden sich also im langfristigen Bereich bei den 10jährigen Papieren. Wenn wir beispielsweise den Beginn einer „außergewöhnlichen Niedrigstrenditenphase" in Deutschland festsetzen wollen, so wäre das bei 10jährigen Papieren das Jahr 2015. Niedrige Renditen (= Zinszahlungen) verlocken dazu, künftig höhere Finanzierungs- und Kreditbeträge in Anspruch zu nehmen. Das ist nicht nur bei den Staaten dieser Welt so, sondern auch bei Unternehmen und Privatleuten. Niedrige Zinsen sollen offiziell die Konjunktur ankurbeln, sind aber schon seit Jahren ein Ausdruck der Instabilität des Finanzsystems. Auch weil gesamtwirtschaftlich „nichts mehr von alleine läuft".
Die Achillesferse dieses Konstrukts sind steigende Zinsen, also steigende Kosten für die Finanzierung. Ich will hier nicht von den Kursrückgängen bzw. Kursverlusten bei festverzinslichen Papieren sprechen. Das ist eine andere Baustelle. Niedrige Zinsen haben hohe Verschuldungssummen für die Staaten möglich gemacht. Irgendwann werden diese Beträge/Bonds fällig und es wäre weniger ein Problem, wenn die fälligen Beträge in einen Zeitraum fallen, in dem die Zinsen/Renditen weiter niedrig wären. Denn dann finden sich auch viele Abnehmer und Käufer für die Papiere.
Das „Riesenproblem" waren aber steigende Zinsen/Renditen für die Staatsanleihen (und alle anderen Bonds). Dieser Riesenproblem-Prozess ist in der BRD seit dem Jahr 2021 (und Corona) in Gang und jetzt müssen endfällige Wertpapiere/Bundesanleihen mit niedrigem Zinssatz zurückbezahlt werden. Und für ein Staatsrepublikgebilde wie die BRD wird die Finanzierung schwierig: denn es ist kein Geld da! Gut, bei den anderen ist auch nichts da wie ein Blick auf die internationalen Schuldenuhren zeigt:
https://www.usdebtclock.org/world-debt-clock.html
Also, woher nehmen wenn nicht stehlen? Das Volk wird sowieso schon mittels hoher Steuern und Abgaben bestohlen und im Bundeshaushalt bleibt trotzdem nichts übrig. Stets hört man das Wort „Neuverschuldung" was heißt, dass es ohne „neue Schulden" nicht geht. Egal, ohne „Neuverschuldung" geht es trotz diverser „Schuldenbremsen" nicht.
https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/haushalt-lindner-100.html
Soweit die offiziellen Meldungen zur Verschuldung. „Die Verhandlungen über den Haushalt für das kommende Jahr stocken seit Monaten", liest man. Da braucht man eben mehrere Haushalte nebst Schattenhaushalt. Zumindest gibt man zu, dass es ohne neue Schulden nicht zu bewerkstelligen ist.
Das waren noch Zeiten wie im Jahr 2016 als die BRD zum ersten Mal eine Nullzins- (Nullkupon-) Anleihe über zehn Jahre Laufzeit herausgegeben hat.
Null Zins, null Finanzierungskosten über zehn Jahre und bei Ausgabe sogar noch ein Agio in Form eines „Kursgewinnes" mitgenommen, was zu einer Negativrendite von minus -0,05% geführt hat. Das waren noch Zeiten der staatlichen Finanzierungsglückseligkeit.
Bald taucht diese Anleihe als „Riesenproblem" wieder auf. Im Jahr 2026 bei Endfälligkeit. Falls dann kein Geld im Bundeshaushalt da ist muss dieser Betrag wieder „refinanziert" werden. Sehr wahrscheinlich als „Neuverschuldung" und mit deutlich höherem Zinssatz. Wie in obigem investment.com-Link dargestellt, beträgt der Zinssatz für die aktuelle 10jährige Bundesanleihe schon 2,6%. Nix mehr Null Prozent. Das ist ein beträchtlicher Anstieg und Kostenfaktor (alljährlich zum Zinstermin fällig werdend).
Somit sind am Ereignis- und Finanzierungshorizont sogar drei „Riesenprobleme" sichtbar:
1.)Wie ist die Rückzahlung alter Schulden, sprich endfällig werdender Wertpapiere aus jedem Laufzeitenbereich gesichert?
2.)Höhere Zinsbelastungen im Bundeshaushalt durch höhere Zinssätze für Bundesanleihen müssen eingeplant und finanziert werden.
3.)Das Agio (Aufgeld als Ertrag) bei Neuemissionen entfällt, als zusätzlicher Kostenfaktor fällt ein Disagio an.
Plötzlich wird es ganz eng im Bundeshaushalt und allein höhere Zinssätze sind jährlich ein bedeutender Kostenfaktor. Und es hat gerade erst angefangen.
https://www.bundestag.de/presse/hib/kurzmeldungen-905852
https://www.vergabeblog.de/2023-08-22/bundeshaushalt-2024-hoehere-zinsen-weniger-schulden/
Aus letzterem Link möchte ich folgenden Satz herauspicken: „Den Großteil seiner Schulden plant der Bund dabei mit einer Laufzeit von weniger als einem Jahr zu finanzieren, nämlich 203 Milliarden Euro. 149 Milliarden Euro sollen mit Laufzeiten von mehr als vier Jahren finanziert werden, der Rest liegt dazwischen."
Man sieht es wird eng, denn es ist beabsichtigt Schulden kurzfristig zu „finanzieren". Somit stehen die unter einjährigen Schulden aus 2024 im Jahr 2025 wieder zur Verlängerung an. Was heißt, dass die Zinsen bzw. Renditen für kurzfristige Anlagen weiter steigen dürften. Was man aktuell schon in den USA beobachten kann. Die kurzfristigen Zinsen steigen und ziehen die langfristigen Zinsen mit.
Das sollte auch in der EUROZONE so kommen, doch hier scheint die EZB „mildernd" einzugreifen. Man erhöht zwar die Leitzinssätze, die Renditen für 10jährige Anleihen aus der EUROZONE ziehen aber noch nicht dynamisch mit, weil die EZB wohl noch korrigierend durch Aufkäufe (oder andere Maßnahmen?) eingreift. Kommt aber noch. Die Renditen für deutsche Bundesanleihen sind im Vergleich zu anderen Ländern der EUROZONE aber relativ niedrig.
Allein die „Neufinanzierung" alter Schulden kurzfristig endfälliger Bonds aus Niedrigzinsphasen stellt für viele Staaten und Kreditnehmer dieser Welt ein „Riesenproblem" dar. Wenn die „Schuld" nicht wegzukriegen ist, müssen demzufolge „neue Schulden" teurer werden.
Auf „finanzen.net" habe ich dann folgende Informationen zu endfällig werdenden Staatsanleihen aus aller Herren Länder gefunden. Äußerst interessant sind die Beträge an endfälligen Staatsanleihen (also nur Staatsanleihen, keine anderen Arten von Schulden) für die nächsten fünf Jahre.
Und ich frage mich, wie allein die BRD einen Betrag von 1,4 BILLIONEN EURO (das sind 1.400 MILLIARDEN EURO) finanzieren will, wenn eh kein Geld im Haushalt da ist? Das gilt natürlich auch für die anderen Länder. Letztendlich muss man nur den jeweiligen Staatshaushalt in Relation zu den fällig werdenden Schulden aus festverzinslichen Papieren sehen.
Ganz simpel betrachtet frage ich mich wie das gehen soll?
https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2022/kw45-pa-haushalt-bereinigungssitzung-918112
„Nach mit Unterbrechungen mehr als 17-stündiger Bereinigungssitzung hat der Haushaltsausschuss am frühen Freitagmorgen, 11. November 2022, den Bundeshaushalt für 2023 beschlossen. Demnach kann der Bund im nächsten Jahr mit Ausgaben in Höhe von 476,29 Milliarden Euro rechnen. Dabei ist eine Neuverschuldung in Höhe von 45,61 Milliarden Euro vorgesehen. Damit liegt die Nettokreditaufnahme im Rahmen der Schuldenobergrenze des Grundgesetzes."
Ganz einfachst ausgedrückt stehen in dieser Rechnung jährlich fällig werdende Staatsanleihen mit einem Volumen von 280 MILLIARDEN EURO (= 1,4 BILLIONEN EURO geteilt durch fünf Jahre) einem bereits teilweise schuldenfinanzierten jährlichen Haushalt von 476,29 MILLIARDEN EUR gegenüber. Da braucht es einen Meisterminister der Bundeshaushaltsfinanzakrobatik.
Und wenn hier Kolosse wie die BRD, die USA oder auch Italien oder Frankreich plötzlich einzeln fallen, also haushalts- und schuldentechnisch, reißen sie die anderen mit. Desweiteren muß man in der EUROZONE speziell nach der Rolle der EZB fragen, denn diese dürfte einen nicht unbeträchtlichen Anteil von endfälligen Staatsanleihen aus der EUROZONE im eigenen Bestand/Portfolio halten. Läuft das ohne Probleme durch oder gibt es da im Detail dunkle Wolken am Horizont? Wir werden sehen.
Hier die „Finanzen.net".-Links
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https://www.finanzen.net/anleihen/deutschland-bundesrepublik-anleihen
Deutschland, Bundesrepublik Anleihen
Hier erhalten Sie eine Übersicht über die Kredit-Aufnahmen von Deutschland Bundesrepublik über den Kapitalmarkt.
Zur Zeit sind Deutschland, Bundesrepublik Anleihen mit Fälligkeiten vom 15.09.2023 bis 15.08.2053 erhältlich mit Kupons, die bis 6,5% reichen.
Insgesamt beträgt das ausstehende Volumen bei Deutschland, Bundesrepublik Anleihen 2,752 Bio. EUR.
In den kommenden 5 Jahren werden davon 1,401 Bio. EUR fällig.
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https://www.finanzen.net/anleihen/italien-anleihen
Italien Anleihen
Hier erhalten Sie eine Übersicht über die Kredit-Aufnahmen von Italien Republik über den Kapitalmarkt.
Zur Zeit sind Italien Anleihen mit Fälligkeiten vom 01.09.2023 bis 01.03.2072 erhältlich mit Kupons, die bis 9% reichen.
Insgesamt beträgt das ausstehende Volumen bei Italien Anleihen 1,639 Bio. EUR.
In den kommenden 5 Jahren werden davon 793,731 Mrd. EUR fällig.
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https://www.finanzen.net/anleihen/frankreich-anleihen
Frankreich Anleihen
Zur Zeit sind Frankreich Anleihen mit Fälligkeiten vom 30.08.2023 bis 25.05.2072 erhältlich mit Kupons, die bis 6% reichen.
Insgesamt beträgt das ausstehende Volumen bei Frankreich Anleihen 2,145 Bio. EUR.
In den kommenden 5 Jahren werden davon 1,053 Bio. EUR fällig.
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https://www.finanzen.net/anleihen/grossbritannien-anleihen
Grossbritannien Anleihen
Zur Zeit sind Grossbritannien Anleihen mit Fälligkeiten vom 04.09.2023 bis 22.10.2073 erhältlich mit Kupons, die bis 10,9398% reichen.
Insgesamt beträgt das ausstehende Volumen bei Grossbritannien Anleihen 2,094 Bio. EUR.
In den kommenden 5 Jahren werden davon 677,903 Mrd. EUR fällig.
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https://www.finanzen.net/anleihen/oesterreich-anleihen
Österreich Anleihen
Hier erhalten Sie eine Übersicht über die Kredit-Aufnahmen von Oesterreich Republik über den Kapitalmarkt.
Zur Zeit sind Österreich Anleihen mit Fälligkeiten vom 11.09.2023 bis 30.06.2120 erhältlich mit Kupons, die bis 7,25% reichen.
Insgesamt beträgt das ausstehende Volumen bei Österreich Anleihen 315,876 Mrd. Euro.
In den kommenden 5 Jahren werden davon 129,487 Mrd. Euro fällig.
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https://www.finanzen.net/anleihen/schweiz-anleihen
Schweiz Anleihen
Hier erhalten Sie eine Übersicht über die Kredit-Aufnahmen von Schweizerische Eidgenossenschaft über den Kapitalmarkt.
Zur Zeit sind Schweiz Anleihen mit Fälligkeiten vom 21.09.2023 bis 25.06.2064 erhältlich mit Kupons, die bis 4% reichen.
Insgesamt beträgt das ausstehende Volumen bei Schweiz Anleihen 110,312 Mrd. Euro.
In den kommenden 5 Jahren werden davon 29,521 Mrd. Euro fällig.
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https://www.finanzen.net/anleihen/us-staatsanleihen
US-Staatsanleihen
Zur Zeit sind US-Staatsanleihen mit Fälligkeiten vom 31.08.2023 bis 15.08.2053 erhältlich mit Kupons, die bis 7,625% reichen.
Insgesamt beträgt das ausstehende Volumen bei US-Staatsanleihen 21,397 Bio. EUR.
In den kommenden 5 Jahren werden davon 14,216 Bio. EUR fällig.
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https://www.finanzen.net/anleihen/japan-anleihen
Japan Anleihen
Zur Zeit sind Japan Anleihen mit Fälligkeiten vom 01.09.2023 bis 20.03.2063 erhältlich mit Kupons, die bis 2,9% reichen.
Insgesamt beträgt das ausstehende Volumen bei Japan Anleihen 891,745 Bio. EUR.
In den kommenden 5 Jahren werden davon 487,907 Bio. EUR fällig.
Das mit den BILLIONEN-ANGABEN IN EUR kann natürlich nicht stimmen, es müssen "japanische Yen" sein. Ich habe es mit einem Umrechnungskurs von 158 Yen für 1 EUR umgerechnet.
Dann kommt folgendes heraus, es ist aber auch ein Wahnsinn, wie das zurückbezahlt werden soll?
Die BILLIONEN-Beträge sind aber richtig. 1 Billion entspricht 1.000 MILLIARDEN, hier EUR.
Insgesamt beträgt das ausstehende Volumen bei Japan Anleihen 5,64 Bio. EUR.
In den kommenden 5 Jahren werden davon 3,08 Bio. EUR fällig.
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Der erwähnte Finanzmarktwelt-Artikel zeigt auch interessante Nebenkriegsschauplätze auf, z.B. die Koppelung der Staatsschulden an die Inflation:
https://finanzmarktwelt.de/problem-schulden-400-milliarden-refinanzierung-281936/
„Staaten mit viel höheren Zinszahlungen
Die höheren Zinslasten beginnen bereits, die Staatsfinanzen zu strapazieren. Weltweit müssen die von Fitch Ratings bewerteten Staaten im Jahr 2023 rund 2,1 Billionen Euro an Zinsen zahlen, was für die Industrieländer einen Anstieg von fast 50 % seit 2020 bedeutet. Für Länder wie Großbritannien, wo ein Viertel der Staatsschulden an die Inflation gekoppelt ist, ist die Belastung noch höher. Den jüngsten Daten zu den öffentlichen Finanzen zufolge war der vergangene Monat der teuerste Juli aller Zeiten, was die Zinskosten angeht."
In wenigen Worten zusammengefasst stellt sich das „Riesenproblem" als „Zinsanpassungsrisko" bzw. „Zinssteigerungsrisiko" dar. Ausgehend von einem absolut tiefen Zins- bzw. Renditeniveau und einem Zins- bzw. Renditeanstieg auf globaler Front seit 2021 (Abrissbirne „Corona") sind wir mittendrin in einem Prozess in dem (ausgelöst durch hohe und andauernde Inflationsentwicklungen) neue Schulden nach höheren Zinssätzen verlangen, eigentlich schreien. Das sehen wir in den USA. Kurzfristige Geldanlagen in Geldmarktfonds versprechen hohe Renditen. Und die Geldmarktfonds „verleihen" dieses Geld teuer weiter. An wen wohl wenn nicht an das Staatskonstrukt?
Auch in meinem privaten Umfeld sehe ich die „zinsbewußten" Anleger. Immer auf der Jagd nach einem Zinsschnäppchen. Da gibt es schon interessante Angebote. Banken und Sparkassen werden wohl mitziehen müssen.
Vielleicht findet auch manch' Bargeld aus lauter Gier den Weg aufs Tagesgeldkonto? Doch Vorsicht! Vielleicht schnappt die Falle zu und man kommt nicht mehr an sein Geld heran. Und selbst ich habe die Erfahrung gemacht, dass man aufgrund von Limitbegrenzungen bei Überweisungen aus „Sicherheitsgründen" nicht mehr so schnell wie gewohnt an sein Geld herankommt. Und allen die nach 1985 geboren sind sei hiermit gesagt, dass man in den 1980ern und 1990ern auf die Bank oder Sparkasse gehen konnte und „einfach so" 50.000 DM abheben konnte. Heute geht das nicht mehr ganz so einfach. Damals war es „smart & easy". Heute nicht mehr!
Man sollte sich bewusst sein, dass kurzfristige Geldanlagen wie Tagesgelder durchaus attraktive Verzinsungen mit sich bringen, aber auch dringend benötigte Liquidität im System zur Verfügung stellen. Wenn die Liquidität aber abnimmt wird man schwer an sein Geld herankommen. Da es im System benötigt wird.
Keinen „Free Lunch". Im Finanzmarktwelt-Artikel liest man es überdeutlich im Kommentar: „Je länger die Zinsen auf einem relativ hohen Niveau bleiben, desto mehr Schuldner aller Art (Staaten, Unternehmen, Verbraucher), deren Festkredite oder Anleihen in den nächsten Jahren refinanziert werden müssen, erleben dann einen Sprung in den Kreditkosten. Ein jahrelang relativ hohes Zinsniveau kann also auch jahrelang negativ auf immer mehr Schuldner wirken, die sich in den „goldenen Jahren" der Niedrigzinsen umfangreich verschuldet haben. Es gibt eben keinen „Free Lunch" – das werden diese Kreditnehmer nun nach und nach feststellen.
ALLE ARTEN von Krediten sind davon betroffen, auch Zinsanpassungen aufgrund Laufzeitenvereinbarung bei Immobilienkrediten. Es sind nicht nur fällig werdende Schulden, sondern auch zu verlängernde Schulden mit Zinsanpassungsklausel oder –möglichkeit.
Der neue, höhere Zinssatz muss aber finanzierbar sein.
Auf einer anderen Ebene ist ein weiteres „Riesenproblem" ersichtlich. Historisch gesehen sind die Zinssätze bzw. Renditen (für Bonds und Staatsanleihen) immer noch niedrig. Wenn aber dieser Zins- und Renditeanstieg der vergangenen zwei Jahre schon solche Katastrophen verursacht hat, was wird dann passieren, wenn wir auf Normalniveaus der 1980er und 1990er Jahre zurückkehren?
Eines gilt es nicht zu vergessen, ob Zins her oder Zins hin: „Der ZINS ist der PREIS des GELDES". Und Geld muss einen „fairen" Preis haben. Null ist definitiv zu wenig.
Und um auf die Eingangsfrage in der Überschrift zurückzukommen: „Können Staatsschulden in Form von Staatsanleihen jemals zurückbezahlt werden" sieht man schon, wie sich das nächste, ein neues systemisches Konstrukt dem alten Geldsystem überstülpen will. Nämlich „CBDCs", digitales Zentralbankgeld. Man hätte nur einen fließenden Übergang herstellen müssen. Man hätte jegliche Form von „Schulden" raffiniert gestrichen und aufgelöst und eine neue Währung als Verrechnungseinheit mit dem einfachen Namen „Credits" eingeführt. So gesehen im Film „Total Recall" aus dem Jahr 1990. Es wäre genial gewesen. „Geld-Schulden" mit „Credits als Verrechnungseinheit" ersetzen. Das ist nicht nur psychologisch gesehen äußerst clever.