Bild: Goldvorsorge.at
Zum Geldbegriff
Nach dem ursprünglichen Geldbegriff kann nur eine Sache als Geld kategorisiert werden, die einen eigenen Sachwert und damit einen originären Tauschwert hat, so daß sie im indirekten Tausch als universales Tauschmittel fungieren kann (Ludwig von Mises, Die Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel, München und Leipzig 1912, passim). Als Kurantgeld bezeichnete man Münzen, deren Metallwert dem vom Staat verbürgten Nennwert entspricht, in Ländern der Goldwährung die Goldmünzen, in Ländern der Silberwährung die zum gesetzlichen Feingehalt geprägten Silbermünzen (Meyers Lexikon, 7. Auflage Leipzig 1927, siebenter Band, Eintrag Kurant [franz. courant]). Im Unterschied dazu waren Scheidemünzen die Geldarten, für die nach den Währungsgesetzen eines Staates eine Annahmepflicht nur bis zu einer bestimmten Höhe besteht; meist unterwertig ausgeprägte Scheidemünzen, z.B. im Deutschen Reich: Silbermünzen [Annahmepflicht bis zu 20 R.M.] oder Kupfermünzen [Annahmepflicht bis zu 5 R.M.] (Meyers Lexikon, 7. Auflage Leipzig 1927, zehnter Band [1929]). Scheidemünzen wurden verwendet, um Stückelungen zu ermöglichen, mit denen geringe Werte oder (z.B. nach Zahlung mit Kurantmünzen verbleibende, den Wert einer Kurantmünze unterschreitende) Restwerte abgegolten werden konnten.
Geld ist zum Beispiel noch der seit 1741 bis heute (in dem seit 1780 unveränderten Aussehen) geprägte Maria Theresien Taler, die bekannteste Münze der Welt, die mit einem Silbergehalt von 23,39g Feingewicht bei einem Gesamtgewicht von 28,07g einen eigenen Sachwert hat. In Zeiten der Königin Maria Theresia (1740 – 1780) waren sowohl Taler (Silbermünzen) als auch Dukaten (Goldmünzen) übliche Zahlungsmittel. Der Maria Theresien Taler wurde auch in Asien und Afrika zu einem beliebten Zahlungsmittel (Christina Linsboth, Die "fat lady" in Äthiopien - Maria Theresias Konterfei auf Reisen,
https://www.habsburger.net/de/kapitel/die-fat-lady-aethiopien-maria-theresias-konterfei-auf-reisen). In manchen nordafrikanischen Ländern galt er noch bis ins 20. Jahrhundert als eine Art inoffizielle Währung. Er war in Österreich bis 1858 gesetzliches Zahlungsmittel. In vielen Staaten der Welt kann er auch heute noch als Tauschmittel verwendet werden.
Geldsurrogate sind Banknoten, wie sie früher im Umlauf waren, womit eine Forderung gegen die Zentralbank auf Geld verbrieft wird, z.B. auf eine Menge Silber oder Gold (Ludwig von Mises, Der freie Markt und seine Feinde, mises.at 2016,.87). Geldsurrogate ermöglichen bereits eine Manipulation der Zahlungsmittel, weil mehr Banknoten ausgegeben werden können, als Geld besteht. Dadurch entstehen Umlaufsmittel. Das sind die Menge der Geldsurrogate, die über die Bankreserven hinausgeht (Mises, aaO 107).
Zeichengeld, Geld- und Kreditmengenausweitung und Kaufkraft
Seitdem Geldscheine diese Funktion einer verbrieften Forderung nicht mehr haben, sind sie Papiergeld ohne inneren Wert und damit reines Zeichengeld, so wie Münzen ohne relevanten Metallwert. Dieses Zeichengeld kann ohne Verwendung wertvoller Rohstoffe relativ einfach ohne großen Aufwand hergestellt werden. Zeichengeld sollte wenigstens an einen Goldstandard, eine Golddeckung der Währung gebunden werden, damit dessen Kaufkraft von Bedingungen abhängt, die nicht der Regierung unterliegen und nicht den politischen Parteien, sich ändernden Gesetzen, Überzeugungen oder Wünschen (Ludwig von Mises, Der freie Markt und seine Feinde, mises.at 2016, 104). Der Goldstandard hindert die Regierung daran, die Geldmenge durch Inflation zu vermehren (Mises, aaO). Ohne Goldstandard kann also die Geldmenge beliebig vermehrt werden. Es können Umlaufmittel aus dem Nichts geschaffen werden (Mises, aaO 106).
Im freien Geschehen des Marktes bildet sich ein Preis, der durch Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Dieser Preis hat eine Informationsfunktion für Unternehmer. Dadurch erhalten sie Anhaltspunkte, ob Projekte voraussichtlich rentabel sind, und ob sie mit ihrem Angebot Kundenwünsche erfüllen, oder Adaptierungen vornehmen müssen. Ein verfälschter Preis liefert falsche Informationen und führt zu Fehlallokationen. Der Zinssatz ist kein monetäres Phänomen, sondern ein ökonomisches, ein Marktphänomen (Mises, aaO 107f). Der Zinssatz ist der Ausdruck der Zeitpräferenz, des Unterschieds zwischen der Marktbewertung von Gegenwartsgütern im Vergleich zu Zukunftsgütern (Mises, aaO 113). Bei hoher Zeitpräferenz besteht eine Tendenz, sofort Ausgaben oder Investitionen zu tätigen, bei geringer Zeitpräferenz eine Tendenz zum Sparen. Ein verfälschter Zinssatz liefert falsche Informationen über tatsächlich vorhandene Zeitpräferenzen.
Inflation (lat. inflare: aufblähen) ist eine Ausweitung der Geldmenge ohne entsprechende Ausweitung der Geldnachfrage (Ludwig von Mises, Der freie Markt und seine Feinde, mises.at 2016, 82). Das Problem daran besteht darin, daß es nicht möglich ist, nicht vorhandenes Kapital durch Papier zu ersetzen (Mises, aaO 121). Die Geldmenge kann auch durch eine nicht durch korrespondierende Einlagen gedeckte (vgl. Mises, aaO 130f), also künstliche Kreditausweitung (Ausweitung des Giralgeldes), wie sie durch das Teilreservebanksystem ermöglicht wird, gesteigert werden (Mises, aaO 110, 119; zum Teilreservebanksystem nachstehend). Die Schaffung von Umlaufsmitteln bewirkt eine nicht durch wirtschaftliche Wertschöpfung bedingte Nachfrage und läßt damit die Preise steigen, wodurch die Kaufkraft des Geldes sinkt. Wenn die Umlaufsmittel auf dem Darlehensmarkt als zusätzliches Angebot an Darlehensgeld erscheinen, erzeugt das auch den Effekt der Senkung des Zinssatzes (Mises, aaO 106), wodurch Kredite billiger werden. Die Marktpreise und der Zinssatz spiegeln dann nicht mehr die Bedingungen der verfügbaren Produktionsfaktoren wider. Die Kalkulation der Unternehmerinnen und Unternehmer ist verfälscht, so daß es zu Fehlallokationen kommt.
Zeichengeld ohne Goldstandard
Der Goldstandard endete, als 1971 die Goldbindung des Dollar aufgehoben und das seit 1944 geltende Weltwährungssystem von Bretton Woods beendet wurde. Schon das Abkommen von Bretton Woods hatte Ludwig von Mises 1951 als „mißlungen und nutzlos" bezeichnet, und den damit geschaffenen IWF als einen der „augenfälligsten Irrtümer der Weltpolitik der letzten zwanzig Jahre" (Mises, aaO 121f).
Zeichengeld ist nur Zahlungsmittel, weil es so gesetzlich geregelt ist. Papiergeld existiert, weil dessen Verwendung staatlich angeordnet ist, indem ein gesetzlicher Annahmezwang normiert ist (Nikolay Gertchev, From Monetary Nationalism to Monetary Imperialism: Fractional Reserve Banking and Inter- Government Cooperation, The Quarterly Journal of Austrian Economics Vol. 16, No 2, 109-134, Summer 2013, 117). Demnach können Geldschulden immer in der vorgeschriebenen Landeswährung erfüllt werden, sofern nicht ausschließlich die Zahlung in einer Fremdwährung vereinbart ist (effektive Fremdwährungsschuld). Nimmt der Gläubiger den geschuldeten Betrag in dieser Währung nicht an, ist er im Annahmeverzug, so daß der Schuldner keine Verzugszinsen zu leisten hat und den geschuldeten Betrag in dieser Währung schuldbefreiend gerichtlich hinterlegen kann. Papiergeld ist daher staatlich aufgezwungen. Diese gesetzliche Grundlage des Papiergelds ändert aber nichts an den tatsächlichen wirtschaftlichen Interessen an einem Tauschmittel mit eigenem Sachwert. Die gesetzliche Regelung divergiert also von den wirtschaftlichen Grundlagen. Die Verwendung der vorgeschriebenen Währung läßt sich nur vermeiden, wenn beide Beteiligte einer wirtschaftlichen Transaktion sich auf einen anderes Zahlungsmittel einigen, z.B. auf Maria Theresien Taler, oder überhaupt einen Warentausch durchführen (Ware gegen andere Ware; Dienstleistung gegen Dienstleistung; Ware gegen Dienstleistung). Das ist bei größerem Umfang eines Geschäftsbetriebs mit einer größeren Anzahl an Transaktionen untunlich, und meistens wird keine Bereitschaft eines Kunden bestehen, ein alternatives Zahlungsmittel zu verwenden. Ein direkter Tausch ist überhaupt von individuellen Präferenzen abhängig, so daß die Transaktionspartner einander schwerer finden. Daher besteht ja auch zur Vereinfachung der indirekte Tausch mit einem universalen Tauschmittel. Außerdem bestehen für Unternehmer auch bei Tauschvorgängen Umsatzsteuerpflichten, was Bewertungsfragen auslöst.
Ludwig von Mises meinte, daß ein Zeichengeldsystem nicht ewig bestehen könne und eines Tages an sein Ende kommen müsse (Ludwig von Mises, Der freie Markt und seine Feinde, mises.at 2016, 92), und daß ein interventionistisches Wirtschaftssystem als Mischsystem zwischen freier Marktwirtschaft und Planwirtschaft nicht als dauerhafte soziale Ordnung bestehen könne (Ludwig von Mises, Kritik des Interventionismus, Originalausgabe Gustav Fischer Verlag Jena 1929, Neuauflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1976, 136; ders., Die Bürokratie, Originalausgabe Bureaucracy, Yale University Press New Haven 1944, 3. Auflage Academia Verlag Sankt Augustin 2013, 27). Das derzeit in Europa vorherrschende interventionistische Wirtschaftssystem mit Zeichengeld besteht aber bereits erstaunlich lange.
Monetärer Nationalismus und Imperialismus
Damit das gegenwärtige Zeichengeld die Funktionen eines (rechtlich verordneten) universalen Tauschmittels, eines Wertmaßstabs (einer „Recheneinheit") und einer Wertaufbewahrung erfüllen kann, müßte unter anderem das Teilreservebanksystem abgeschafft werden. Friedrich von Hayek nennt als Ursachen für die Störungen internationaler Wirtschaftsbeziehungen Commerzbanken, die nach dem Teilreservebanksystem operieren, als Ursache der Übertragung von Konjunkturzyklen, und die nationalen Zentralbanken als Verstärker der daraus resultierenden Instabilitäten, wenn sie versuchen, diese Instabilitäten zu korrigieren (Nikolay Gertchev, From Monetary Nationalism to Monetary Imperialism: Fractional Reserve Banking and Inter- Government Cooperation, The Quarterly Journal of Austrian Economics Vol. 16, No 2, 109-134, Summer 2013, 110). Konjunkturzyklen sind kein Marktphänomen, sondern entstehen als Folgen der Inflation und Kreditausweitung sowie anderer Interventionen, die von Regierungen vorgenommen werden, weil sie glauben, in das Marktgeschehen eingreifen zu müssen (Ludwig von Mises, Der freie Markt und seine Feinde, mises.at 2016, 126f).
Bei einer zu 100% durch Rohstoffe gedeckten Währung besteht kein systematischer Zusammenhang zwischen Abgang von Geld und Höhe des Zinssatzes (Nikolay Gertchev, aaO, 111). In einem Vollreservesystem dürfen Banken Kredite nur bis zur Höhe der Summe von Spareinlagen und Zentralbankgeld und erwirtschafteten, dem Eigenkapital zuzuordnenden Aktiva vergeben. In diesem Zusammenhang ist deutlich zu unterscheiden zwischen den von der Bank verwahrten Sichteinlagen, die Bankkunden vereinbarungsgemäß jederzeit abheben können, so daß sie zur Aufrechterhaltung der Solvenz der Bank immer verfügbar sein müssen, und Spareinlagen, die Bankkunden der Bank vereinbarungsgemäß für einen längeren Zeitraum zur Verfügung stellen, so daß Sparer als Darlehensgeber für die Bank agieren (Gregor Hochreiter, Krankes Geld, Kranke Welt, Gräfelfing 2010, 59ff). Mit Spareinlagen haben die Banken Mittel zur Vergabe von Krediten zur Verfügung. Die Bank fungiert hier als Mittler (Intermediär) zwischen Sparern als Kreditgebern einerseits und Kreditnehmern andererseits (Gregor Hochreiter, aaO, 60). Dabei hat sie auf Laufzeitkongruenz zwischen Spareinlage und gewährtem Kredit zu achten, um ihre Solvenz zu sichern (vgl. Hochreiter, 66 zur Laufzeitinkongruenz). Für die Bank ist die Zinsdifferenz zwischen Aktivgeschäft (Kreditvergabe) und Passivgeschäft (Spareinlage) der unternehmerische Profit.
Nach dem Teilreservebanksystem (Fractional Reserve Banking; auch als Mindestreservesystem bezeichnet) ist eine Bank nur verpflichtet, einen geringeren Teil der Sichteinlagen der Kunden als Reserve einzubehalten, allenfalls bei der Zentralbank zu hinterlegen, so daß die Kreditvergabe nur zu einem geringen Teil durch eine Bankreserve gedeckt sein muß. Der überwiegende Teil der Kreditvergabe kann daher durch die Schaffung von ungedecktem Giralgeld erfolgen. Damit schaffen Banken im Teilreservebanksystem Geld aus dem Nichts (fiat money). Die Bank agiert hier soweit nicht mehr als Mittler für Darlehen, sondern als Produzent von Geld (Hochreiter, 64 unter Bezugnahme auf Joseph Schumpeter). Im Unterschied von Sachkrediten, die mit realen Ersparnissen finanziert werden, schafft die Bank mit Zirkulationskrediten Scheinwerte (Hochreiter, 64f unter Bezugnahme auf Ludwig von Mises).
Zur wirtschaftlichen Relevanz dieses schlechten Geldes kann auf die folgende Erklärung verwiesen werden:
Investitionen, die durch Kredite finanziert werden, die nicht aus Erspartem bestehen, sondern aus Geldschöpfung, also aus schlechtem Geld, blähen unsere Wirtschaft künstlich und nur für eine bestimmte Zeit auf, was auch als „Bubble-Economy" (Blasen-Wirtschaft) bezeichnet wird. Angeheizt wird diese Entwicklung durch die Niedrigzinspolitik der Zentralbanken. Ein Zinssatz, der Sparen und Investieren zur Übereinstimmung bringt, den Geldwert stabil hält und die Volkswirtschaft auf einem nachhaltigen Wachstumspfad hält, ist der natürliche Zins. Steigt der Geldzins über den natürlichen Zins, übersteigt das Sparen die Investitionen und die Wirtschaftsaktivität geht auf breiter Front bei einem sinkenden Preisniveau zurück. Liegt der Geldzins, also der Zins für Kredite, unter dem natürlichen Zins, dann übersteigt die Investitionstätigkeit die Spartätigkeit, die gesamtwirtschaftliche Nachfrage steigt über die Produktionskapazität und die Volkswirtschaft wird von ihrem nachhaltigen Wachstumspfad gedrückt.
Zu niedrige relative Preise für Kredite führen deshalb zu einem falschen Produktionsaufbau und d. h. zu Investitionsblasen. Denn die künstlich niedrigen Zinsen führen dazu, dass auch Investitionen rentabel erscheinen, die sich unter dem natürlichen Zins nicht rentieren. Durch künstlich niedrige Zinsen wird den Entscheidungsträgern in den Unternehmen bei ihren Investitionsentscheidungen das Vorhandensein von Ressourcen vorgespiegelt, die in Wahrheit gar nicht existieren, denn das aus dem Nichts geschöpfte Geld ist nicht durch reale Ersparnisse gedeckt. (von Frank Schäffler und Norbert F. Tofall, Währungswettbewerb als Evolutionsverfahren, Liberales Institut 1979 (Hrsg.), März 2011, 3)
Die Verringerung des Geldbedarfs hat im Teilreservebanksystem zur Folge, daß das Kreditangebot und die Menge an Umlaufsmittel steigen. Das Sinken der Nachfrage nach Bargeld bewirkt selbst dann, wenn ihr ein Steigen der Nachfrage nach Bankeinlagen gegenübersteht, eine zusätzliche Liquidität einer Bank, was zur Ausweitung des Kreditangebots führt (Gertchev, 111).
Goldtransaktionen zwischen Staaten führen zu einer Verringerung des Kreditangebots und der Geldsumme im exportierenden Staat und zu einer Steigerung des Kreditangebots und zu einer Geldausweitung im importierenden Staat.
Der Wegfluß von Geld von einem Staat verursacht im Teilreservebanksystem eine Verringerung des Kreditangebots im einen Staat und eine Ausweitung des Kreditangebots im anderen Staat, wodurch im eigenen Staat die Zinsrate über das natürliche Ausmaß, wie es bei unbeeinflußtem Marktgeschehen bestünde, ansteigt, und im anderen Staat absinkt, was dort zu Inflation der Geldmenge und Kaufkraftverlust wegen dadurch bedingter Preissteigerungen führt. Die Verbindung zwischen Zinsrate und Zeitpräferenz wird unterbrochen, was Fehlinvestitionen verursacht (Gertchev, 111f; vgl. 129).
Friedrich von Hayek meinte daher, daß eine wesentliche Voraussetzung für internationale Geldstabilität die Reform des Bankenwesens mit Etablierung des Prinzips des Erfordernisses der Vollreserve (100% Reserve) ist. Das ergibt sich auch daraus, daß das Zentralbanksystem immer eine inflationäre Tendenz hat, die eine Schuldenrückzahlung vereinfacht und damit Schuldner, auch den Staat als Schuldner begünstigt, ohne zur Bereinigung deflationäre Entwicklungen zu forcieren. Außerdem impliziert das Zentralbanksystem einen Moral Hazard für Geschäftsbanken, weil sie sich im Fall, daß in einem kurzen Zeitraum erfolgende Kundenabhebungen ihre Reserven übersteigen („Bank Run"), auf die Zentralbank als Darlehensgeberin (Geldschöpferin letzter Instanz) verlassen und unvorsichtiger agieren, und weil sie ihre Bilanzen über das natürliche Ausmaß hinaus expandieren (Gertchev, 114).
Politische Macht
Die beiden Bankfunktionen der Verleihung von Kundeneinlagen und der Verleihung von Umlaufsmitteln sind im Regelfall in einem Unternehmen vereint. Eine Regierung, die das Geschäft mit Umlaufsmitteln kontrolliert, hat die Kontrolle über das gesamte Kreditwesen und damit gewaltige Macht (Mises, Der freie Markt und seine Feinde, 131). Ein Produzent von Papiergeld kann verbrauchen ohne zu produzieren und nimmt so den Ertrag von den echten Produzenten weg. Das ist eine besondere Art der Ausbeutung, die zu unterscheiden ist von der Ausbeutung durch Besteuerung oder der direkten Regulierung von Unternehmensaktivität (Gertchev, 118).
Das Zeichengeld ohne Golddeckung ist politisch. Bei der Geldpolitik wären konkurrenzierende Papiergeldanbieter, bzw. Anbieter verschiedener Währungen für die Regierung störend. Der Staat verfügt daher nur eine einzige Währung und läßt nur seine Geldpolitik zu. Im Verhältnis zwischen Staaten riskiert ein Staat, der eine Intensivierung der Ausweitung der Geldmenge vornimmt, eine geringere Akzeptanz seiner Währung bei seinen Bürgerinnen und Bürgern, eine Abwertung seiner Währung und für sich eine Verschlechterung der Wechselkurse zwischen seiner Währung und ausländischen Währungen (Gertchev, 119). (Letzteres verteuert Importe aber vereinfacht Exporte.) Die Gefahr kann bis zur Hyperinflation gehen, wenn die Mehrheit der Verwender einer bestimmten Papiergeldwährung immer mehr davon ausgeht, daß sie kontinuierlich an Wert verliert und Papiergeldbestände schlagartig reduziert, in dem sie dafür Sachwerte oder andere Währungen erwirbt (Flucht in Sachwerte oder andere Währungen). Daher entsteht die Ambition eines Staats, auch die Geldpolitik anderer Staaten zu bestimmen oder zumindest mitbestimmen zu wollen, um seine Währung abzusichern. Diese Motivationslage kann zu monetärem Imperialismus führen. Monetärer Imperialismus ist der Natur von Papiergeld inhärent (Gertchev, 120). Er ist das Bestreben, das Geldgeschehen auf einem möglichst großen Gebiet zentral zu bestimmen.
Drei Fallgruppen des monetären Imperialismus sind Dollarisierung (Dollarization), Währungsanbindungen und Währungsunionen (Gertchev, 121). Anwendungsfälle für offizielle Dollarisierungen, also das Substituieren der eigenen Währung durch den US-Dollar, sind Ecuador, El Salvador, East Timor, Uruguay, Nicaragua, Kosovo, Montenegro und Zimbabwe (zum Fall Simbabwe siehe Jayson Coomer und Thomas Gstraunthaler, The Hyperinflation in Zimbabwe, The Quarterly Journal of Austrian Economics, Vol. 14 (2011), No. 3, 311-346).
Eine Währungsanbindung erfolgt mit der zwischenstaatlichen Vereinbarung eines festen Wechselkurses, womit die eigene Währung eines Staats wirtschaftlich nur noch als Ersatzgeld (Substitut) der ausländischen Währung, an die sie angebunden ist, fungiert, und gegen die sie im fixen Wechselkurs ausgetauscht werden kann. Die Zentralbank des eigenen Staates wird vom Geldproduzenten zu einer Depositenbank. Beispiele sind Hong Kong (Anbindung Hong Kong-Dollar an US-Dollar), Estland und Lettland bis zu der bei deren Eingliederung in die Eurozone erfolgten Einführung des Euro als Währung (Anbindung an DM und dann an den Euro) und Bulgarien (Anbindung an DM und dann Euro).
Eine Währungsunion haben z.B. die Staaten der Eurozone. In Komplizenschaft inflationieren sie entgegen ursprünglich getroffenen Abkommen. Mögliche künftige Währungsunionen sind die East African Community und der Gulf Cooperation Council. Mit einer Währungsunion verringert sich auf multilateraler Ebene die Anzahl potentiell rivalisierender Staaten, denen gegenüber Nachteile durch Inflationierung der eigenen Währung entstehen können (Gertchev, 122), insbesondere weil ein Rivale sich für eine stabilere Geldpolitik und ein damit erfolgendes Attraktivieren seiner Währung entscheidet, womit vermehrt ein Kapitalzufluß in seinen Staat erfolgt und dessen Währung aufgewertet wird (Gertchev, 123).
Monetärer Imperialismus besteht also in verschiedenen Varianten eines Kartells der inflationierenden Regierungen.
Es bedürfte nach Friedrich von Hayek einer institutionellen Änderung durch Abkehr vom Teilreservebanksystem. Dies könnte theoretisch im Wettbewerb zwischen Staaten und Institutionen erfolgen, in dem einzelne Akteure sich für die Schaffung einer qualitativeren und damit attraktiveren Währung entscheiden.
Zur Qualität des Geldes
Die Kaufkraft von Geld hängt wesentlich von der Geldmenge ab. Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes ist kein dessen Kaufkraft bestimmender Umstand (Keith Weiner, Die Anti-Konzepte des Geldes: Geschwindigkeit, bachheimer.com-Newsletter 27.07.2023/KW 30). Wesentliches Kriterium für die Kaufkraft von Geld ist auch die Qualität des Geldes, zu der auch die Geldmenge einen Zusammenhang aufweist, weil auch die Nachfrage nach Geld (nach einer bestimmten Währung) von dessen (deren) Qualität abhängt. Höhere Qualität hat zum Beispiel eine Währung mit Gold- oder Silberdeckung gegenüber Papiergeld. Noch höhere Qualität hat eine Währung mit Banknoten, die eine Möglichkeit zur Einlösung gegen Rohstoffe oder andere Sachwerte bieten. Ganz hohe Qualität hat eine Währung mit eigenem Sachwert (z.B. Währung mit Silbermünzen wie dem Maria Theresien Taler). Bei einer Währung eines Staates, die reines Papiergeld ist, sind die Rechtsstaatlichkeit und Stabilität, die Steuerpolitik sowie die Wirtschaftsleistung des Staates qualitätsbestimmende Merkmale für diese Währung (siehe z.B. die norwegische Krone bis zur Corona-Krise). Je höher die Qualität eines Geldes, desto weniger ist die Geldmenge bedeutend (dazu und zu dieser Thematik der Qualität von Geld generell siehe Philipp Bagus, The Quality of Money, The Quarterly Journal of Austrian Economics 12, No. 4 (2009): 22-45).
Ausblick
Zur Verbesserung der Geldordnung wird das Postulat nach einem allumfassenden Währungswettbewerb erhoben (Frank Schäffler und Norbert F. Tofall, Währungswettbewerb als Evolutionsverfahren, Liberales Institut 1979 (Hrsg.), März 2011, 8ff). Das könnte auf globaler Ebene realisiert werden. Die BRICS-Staaten, Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, erweitern sich ab 2024 auf den Iran, Saudi Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten, Äthiopien und Argentinien. Sie erwägen eine gemeinsame Währung, um die Abhängigkeit vom US-Dollar zu beenden. Wenn sie sich dafür entscheiden, schaffen sie dann vielleicht eine qualitativere Währung als ein reines Zeichengeld. Durch ihren Reichtum an Rohstoffen wären sie dafür prädestiniert. Damit könnten sie für sich einen Vorteil schaffen und viel in Bewegung bringen.