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Posaunentöne aus dem Himmel der seriösen Berichterstattung

Posaunentöne aus dem Himmel der seriösen Berichterstattung

Von Thomas Bachheimer

Manchmal kommt die Wahrheit nicht als Trompetenstoß aus dem Himmel, sondern als verschämte Reuters-Meldung zwischen einem Artikel über Bananenpreise und einem ESG-Ranking für Genderanleihen, oder einem Business Insider-Report – oder, last but not least, auf einmal informiert selbst die Financial Times über das ansonsten schwerst von ihr ignorierte „Staatsgold". Kurzum, die renommiertesten FIAT-Blattln beschäftigen sich Juni 2025 um die jüngsten Zentralbanken-Einkäufe, als wäre ein Goldbarren durch die gläserne Bankenturm-Fassade des westlichen Währungsnarrativs gekracht.

Was für den Laien wietrockene Randnotizen klingt, ist für den geübten Leser mit goldstandenen Hintergrund das monetäre Äquivalent eines Beichtstuhls, in dem sich die Zentralbanken der Welt – angeführt von China, Polen, Indien und anderen „Barbaren" – leise eingestehen: „Wir haben gesündigt. Wir haben zu viel Papier gedruckt. Jetzt kaufen wir Gold – genau mit dem aus dem Nichts entstandenem Papier."

Die Masturbationsszene – exklusiv im Zentralbanken-Schmuddel-Kino
Wer in den letzten Jahrzehnten miterleben durfte, wie Notenbanken sich seit den 70ern öffentlich am Zinsniveau, an der Bilanzsumme und an der eigenen Unfehlbarkeit aufgegeilt haben, weiß, es war ein einziger geldpolitischer Masturbationsmarathon.
QE hier, Repo-Window da, ein bisschen YCC mit Draghi-Sahne oben drauf – und zwischendurch der verzweifelte Versuch, Inflation als „transitory" zu verkaufen, während das Inflations-Narrativ vs der realen Kaufkraft ein weit größere Spreizung hingelegt hat, als so manches Genre-Starlett aus der (hier zur besseren Illustrierung angesprochenen) Schmuddelfilm-Szene der 70er jahre.

Und jetzt? Jetzt sind genau diese monetären „Selbstverwirklicher" am Punkt angekommen, an dem sie heimlich Gold kaufen, wie ein Bankvorstand, der tagsüber ESG-Kurse hält und nachts Bitcoin googelt.

Zentralbanken als Verschwörer wider die eigene Ideologie
Dass diese Offenbarung von Reuters kommt, macht die Szene nur noch absurder. Die Nachrichtenagentur, die sonst lieber über "grüne Anleihen mit Diversity-Fokus" berichtet, muss zugeben: „Zentralbanken diversifizieren vom US-Dollar weg. Und sie gehen ausgerechnet ins Gold.

„There is a gradual shift away from the US dollar... as a consequence, central banks are looking to increase their gold holdings."
– Shaokai Fan - World Gold Council

Man könnte auch sagen, die Genre-Darsteller des Papier-Pornos fassen plötzlich das Weihwasser an, das sie jahrzehntelang verteufelt haben und geben sich als Hohepriester des Wahren und Edlen.

Die Zahlen – oder: Wenn das Relikt zum Trend wird

  • 2022: 1.136 Tonnen offizieller Goldkäufe – Allzeithoch.
  • 2023: Noch immer über 1.000 Tonnen – trotz globaler Rezessionsmärchen.
  • 2024/2025: Prognose von Metals Focus und WGC: wieder >1.000 Tonnen/Jahr.

China kauft seit 18 Monaten in Folge, Polen hat sich 49 Tonnen allein im Q1 2025 gegönnt (vor wenigen Jahren gar 100 t an einem einzigen Tag), Indien lagert erstmals physisch zu Hause statt im kolonialen London. Und selbst Kasachstan stockt auf, als wolle man sich auf den Notfall „US-Dollar tot" vorbereiten.

Aber warum ausg'rechnet jetzt?
Weil der Dollar inzwischen riecht. Nicht nach Macht, sondern nach Angstschweiß, Macht- und Respektverlust und massiver Überschuldung. Die Vereinigten Staaten sind auf dem besten Weg, sich selbst als Supermacht zu remonetarisieren – durch den Verkauf ihrer Anleihen an genau jene Zentralbanken, die lieber Gold kaufen.

Die EU, geistig längst auf EZB-Valium, druckt weiter fröhlich drauf los, um den Klimakollaps in den Excel-Tabellen ihrer Think-Tanks zu bekämpfen. Und Japan... ist Japan (zumindest so lange, bis die BoJ endgültig zugeben muss, dass 0,0 % Zinsen auch nur ein Euphemismus für Hirntod sind).

Ein Gerücht, das glänzt
In den dunkleren Gängen der asiatischen Finanzwelt kursiert derzeit ein Satz, der selbst den Dollar zittern lässt: "China könnte bald 10.000 bis 14.000 Tonnen Goldreserven offiziell deklarieren und „unter der Hand" weitere 10.000 für den jederzeitigen Einsatz parat halten".

Das sind dann „kane paor Barren im Hinterhof" – das ist ein geopolitischer Gamechanger. Denn aktuell gibt Peking gerade mal 2.300 Tonnen zu. Wenn sich das Gerücht bewahrheitet, war das gesamte westliche Goldpreis-Fixing der letzten Jahrzehnte nichts weiter als ein Kasperltheater mit Derivaten und Frühstücksfernsehen.

Die Rückkehr der Gold-Epoche?
Vergessen wir nicht: noch 1980 hielten Zentralbanken über 70 % ihrer Währungs-reserven in Gold. Heute liegt der Schnitt bei unter 40 %. Doch diese Zahl steigt. Still. Beständig - und mit einem doppelten politischen Signal:

  1. „Wir glauben dem Westen nicht mehr."
  2. „Wir sichern uns gegen euch ab – mit echtem, nicht druckbarem Wert."

Der US-Dollar verliert langsam, aber sicher seinen Status als Weltreservewährung. Nicht durch einen Crash – das wäre zu dramatisch, sondern durch eine schleichende Abkehr, wie ein gut geplanter Ehebruch: zuerst der verschämte Seitensprung, danach die getrennten Schlafzimmer, dann getrennte Konten, dann Goldbarren im eigenen Safe (nicht, dass ich vom Ehebruch nur die leiseste Ahnung hätte – stell's mir nur so vor)

TBs schadenfreude-getränktes Fazit
Gold ist wieder da. Es war nie weg, aber es war vergessen – wie ein uneheliches Kind im Tresorraum der Geschichte.

Und während die akademisch gut versorgten FIAT-Funktionäre der westlichen Welt sich gegenseitig auf die Schultern klopfen, weil sie eine CBDC entworfen haben, die wenigstens gendersensibel ist, laufen die echten Werte – Barren, Gewicht, Unbestechlichkeit – gen Osten.

„Wer heute noch glaubt, Gold sei ein barbarisches Relikt, glaubt wahrscheinlich auch, dass Christine Lagarde Volkswirtschaft studiert hat keine verurteilte Verbrecherin ist und darüber hinaus die EZB unabhängig ist."

Zentralbanken lügen - aber nie beim Gold-Einkauf.