Von Redaktion auf Dienstag, 02. Januar 2024
Kategorie: KW 01

Russland schließt vier Generalkonsulate in Deutschland – Welche Zukunft haben die Deutsch-Russischen Beziehungen?

Patrick Poppel

Es ist schon ein bewegender Augenblick, wenn der Botschafter der Russischen Föderation in Deutschland einer Zeremonie beiwohnt, wo die Russische Fahne einer diplomatischen Vertretung in Deutschland eingeholt wird. Gleichzeitig montieren seine Mitarbeiter die Informationsplakette neben dem Eingang ab, welche früher darauf hingewiesen hatte, dass es sich um ein Generalkonsulat der Russischen Föderation gehandelt hat.

Bis 31. Dezember 2023 wird diese Szene in Deutschland mehrmals stattgefunden haben, da Russland vier Generalkonsulate schließen wird.

Somit wird die konsularische Infrastruktur auf ein Drittel reduziert, da nur noch die Botschaft in Berlin und das Generalkonsulat in Bonn ihre Arbeit fortsetzen werden. Dies ist nicht nur ärgerlich für Deutsche Staatsbürger, welche ein Visum beantragen möchten, sondern auch ein politisches Zeichen.

Bei vielen, welche diesen Moment nur aus Hollywoodfilmen kennen, kommt Besorgnis auf, da dies dort meist kurz vor der Eskalation eines Konfliktes stattfindet. Diese Menschen möchte ich beruhigen, da die Schließung der Generalkonsulate auf Wunsch des Auswärtigen Amtes der BRD geschieht. Aus dem Russischen Außenministerium sind nur Worte des Bedauerns zu vernehmen, da man auf eine langjährige gute Zusammenarbeit stolz sein.

Aber was bedeutet dies für die ohnehin angeschlagenen Deutsch Russischen Beziehungen und welche Perspektiven gibt es für die kommenden Jahre?

Aufgrund meiner Erfahrungen mit Russischen Beamten und speziell mit Mitarbeiters des Russischen Außenministeriums ist mir bekannt, dass man solchen unqualifizierten Provokationen aus Berlin keine große Aufmerksamkeit schenkt. Anders ist es aber mit der direkten Unterstützung der Ukraine durch Deutschland und der Lieferung Deutscher Waffen, welche Russische Soldaten töten. So ist davon auszugehen, dass sich die Beziehungen beider Staaten zueinander weiter verschlechtern werden und dies gilt selbstverständlich auch für das gesamte Verhältnis Russland-EU.

Den Russen ist aber die ehrenhafte Gabe der Unterscheidung gegeben. Sie unterscheiden zwischen Regierung und Bevölkerung. Das bedeutet, dass Deutsche immer noch in Russland gerne willkommen sind, ob Geschäftsleute oder Touristen.

Für das Geschäftsleben bedeutet es allerdings ein großes Risiko, da wir aufgrund der Sanktionspolitik keine großen Planungen machen können.

Aber da sich unsere schnelllebige Welt aktuell in einem noch nie da gewesenen Wandel befindet, müssen selbst für strategische Planungen immer kürzere Zeiträume vorgesehen werden.

Tatsache ist dass wir in der Zeit eines neuen Kalten Krieges leben und der Eiserne Vorhang bereits eine Realität ist. Nur besteht er nicht aus Stacheldraht, sondern beruht auf Sanktionen, welche sowohl Güter, Dienstleistungen, Personen, als auch finanzielle Transaktionen betreffen.

Als Geschäftsmann auf beiden Seiten zu arbeiten wird immer mehr erschwert und bald fast unmöglich sein. Dies wird sich sehr negativ auf die Volkswirtschaft Deutschlands auswirken. Manchmal hat man das Gefühl, als wären die Sanktionen nicht gegen Russland, sondern gegen den deutschen Mittelstand gerichtet. Allerdings könnte dies auch eine Business-Migration nach Osten als mögliche Option attraktiv machen.

Die Deutsch-Russischen Beziehungen können nur durch ein komplettes Umdenken in Europa verändert und beziehungsweise verbessert werden. Der Ausgang der nächsten Wahlen in Europa wird hier sicher eine große Rolle spielen.

Patrick Poppel

Analytiker am Zentrum für Geostrategische Studien (Belgrad)