Von Redaktion auf Donnerstag, 08. Juni 2023
Kategorie: KW 23

US-Schuldenberge – immer mehr und immer höher – Wer kann sie noch bezahlen?

Der Bondaffe

Es ist ein Jammer, es ist ein Desaster. Und es ist ein einzigartiges Schauspiel. Ein Schauspieldrama.

Mit einem mehrwöchigen Vorlauf und einer Erhöhung des Spannungsbogens sind die globalen Finanzjongleure und US-Politikakteure auf den 01. Juni 2023 zugerast. Dem Datum, an dem der amerikanischen Regierung wieder einmal das Geld ausgeht. Das liest sich dann so:

https://www.stern.de/politik/ausland/republikaner-bezweifeln--dass-usa-am-1--juni-zahlungsunfaehig-sind-33437106.html

„Schuldenmachen ist in Washington gute Tradition: Allein seit Anfang der 2000er haben sich die Verbindlichkeiten der USA mehr als vervierfacht und seit dem Zweiten Weltkrieg wurde die Schuldenobergrenze, die sich der Staat selbst auferlegt, bereits 102 mal angehoben. Ein solcher Schritt steht nach Worten von US-Finanzministerin Janet Yellen bald wieder an: Denn den Vereinigten Staaten geht nach ihren Worten am 1. Juni das Geld aus."

Daraus entnehme ich, dass die Schulden in jenem Zeitraum stetig angewachsen sind und der Kreditrahmen, der sich politisch korrekt „Schuldenobergrenze" nennt, flexibel nach oben angepasst wurde, wenn das Kreditlimit wieder einmal erreicht war. Das ist „Business as usual", jedes Mal (102 mal!!!) wieder spannend inszeniert und zum Schluss gab es stets die gleiche Lösung. Der Dispokredit, eigentlich ein Kreditrahmen, wurde einfach erhöht. Mit einer neuen festgelegten Obergrenze, denn die verpflichtet einigermaßen zur Disziplin. Zumindest kann man den Verschuldungsprozess zeitlich steuern und hinauszögern.

Als junger Angestellter bei der hiesigen Sparkasse, das ist jetzt auch schon über 35 Jahre her seit ich an der Front, also hinter dem Sparkassenschalter stand, habe ich das oft miterlebt. Da gab es eine tägliche Überziehungsliste mit Geschäftskunden, die Probleme mit ihren zugesagten Kontokorrentkrediten hatten. Da gab es einen offiziellen Kreditrahmen mit einem schriftlichen Vertrag zwischen Sparkasse und Kunde. Wurde dieser ausgeschöpft und überschritten, gab es die Möglichkeit einer zeitlich begrenzten Überziehung dieses Rahmens. In Absprache mit dem Kunden und einer schriftlichen Zusatzkreditvereinbarung galt diese Rahmenüberschreitung als genehmigt.

Ohne Absprache war es mehr eine still schweigende Duldung, so etwas wie halb-genehmigt, und ein längeres temporäres Ausreizen über das Limit war für den Kunden unangenehm. Weil entsprechend oft telefonische Rückfragen erfolgten, wann denn eine Rückführung in den „normalen" Kreditrahmen erfolgen würde. Diese Einzelfallbetrachtungen mit Sonderbehandlung waren jeden Tag zeitaufwändig und langfristig unangenehm für die Geschäftsverbindung. Der zwischenmenschliche und der verwaltungstechnische Aspekt waren wohl eher die betrübliche Seite des Geschäfts, auf der Sonnenscheinseite sah es aber ganz anders aus: man ließ sich diese Überziehungen, ob genehmigt oder ungenehmigt, mit Aufschlägen auf den normalen Kreditrahmenzinssatz entsprechend gut honorieren.

Der Gestaltungsspielraum bei der Berechnung verschiedenster Arten von Kreditzinsen war groß. Selbst einen eingeräumten, genehmigten Kreditrahmen, also ohne Kontoüberziehung, ließ man sich mit ein, zwei Prozentpunkten bezahlen. Der Kunde war auch dann zufrieden, schließlich konnte er „jederzeit günstig" überziehen, auch wenn er gar keinen Kredit beanspruchte.

Das konnte teuer werden und in Hochzinsphasen waren die Kreditzinsen im zweistelligen Bereich. Wenn man das Gesamtkonstrukt betrachtete. Aber selbst in Niedrigzinsphasen sind niedrige zweistellige Zinssätze für Dispokredite möglich. Diese Spannen, gerade bei den Kontoüberziehungen, sind eine Goldgrube.

Der Sparkassenkunde unterlag damit einer gewissen Disziplin. Diese Disziplin hat die US-Regierung für sich selbst ausgesetzt. Wobei ich noch eine gewisse Kundenspezies erwähnen möchte, die außerhalb dieser Disziplin agiert. Ich nenne ihn den „Durchlauferhitzer". Der Durchlauferhitzer ist das Gegenteil des normalen Sparers, eigentlich ist er das genaue Gegenteil eines Geizhalses. Er gibt stets mehr Geld aus, als er einnimmt. Es ist vollkommen egal, ob der Durchlauferhitzer (gerne auch die weibliche Form der Durchlauferhitzerin) 100 EURO, 500 EURO, 1.000 EURO oder 10.000 EURO im Monat verdient. Stets gibt er oder sie mehr Geld aus als hereinkommt.

Geben Sie dem Durchlauferhitzer einen Kreditrahmen, in dem er sich bewegen soll, wird er diesen ausreizen und überziehen.Egal, ob es 100 EURO, 500 EURO, 1.000 EURO oder 10.000 EURO Kreditrahmen sind, er/sie wird es tun. Der Durchlauferhitzer ist zwar die Ausnahme von der Regel, aber ohne Regel keine Ausnahme. Er oder Sie ist da, ob als Privat- oder als Geschäftskunde und ein erfahrener Kreditgeber und Menschenkenner zeichnet sich dadurch aus, dass er sich über das Vorhandensein dieser Spezies bewusst ist. Denn letztendlich und im schlimmsten Fall bekommt man das ausgeliehene Geld nie mehr zurück (wie bei der US-Regierung). Der Durchlauferhitzer wäre somit beispielsweise eine Vorstufe eines süchtigen Spielers, der immer meint, er wird beim nächsten Spiel gewinnen und dann noch mehr verliert. Die Schulden werden immer größer, aber nicht mehr zurückbezahlt.

Jetzt gilt es einen Gönner, einen Philanthropen, einen Menschenfreund zu finden, irgendjemanden, der all diese Schulden zurückzahlt. Das aber wird nie geschehen.

Womit wir wieder beim größten Kreditnehmer dieser Welt angelangt sind, den Vereinigten Staaten von Amerika und damit der jeweiligen Regierung der USA (beachten Sie den Wortstamm „Gier" in diesem Wort). Niemand glaubt mehr, dass dieses Land seine Schulden jemals zurückzahlen wird. Vielmehr wissen es alle und das ist das Spielfeld, der Rahmen, auf dem die verschiedensten Akteure und Spieler tätig sind. Und bei dem Jeder nur seinen eigenen Vorteil im Auge hat.

Die tägliche Überziehungsliste in der Sparkasse hat vom jeweiligen Zweigstellenleiter sowohl agieren und als auch reagieren verlangt. Wie agiert und reagiert nun die US-Regierung als Schuldner gegenüber ihren Gläubigern?

Diesmal ist es etwas anders gelaufen. Man hat die „Schuldenobergrenze" zeitlich ausgesetzt. Das liest sich dann so:

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/wirtschaft/usa-schulden-obergrenze-in-kraft-biden-100.html

„Mit seiner Unterschrift hat US-Präsident Joe Biden das neue Schuldengesetz besiegelt. Wie das Weiße Haus in Washington mitteilte, wird damit die staatliche Schuldenobergrenze bis 2025 außer Kraft gesetzt."

Eine Lachnummer aus der Sparte „Americas best Stand-up-comedian". So etwas wie „der zum Tode verurteilte Delinquent verlängert selber die Frist bis zur letalen Maßnahme". Wobei man stets „bis 2025" liest. Damit müsste der 01. Januar 2025 gemeint sein. Vielleicht ist es aber auch der 01. Dezember 2025? Aber das sind nur wahltaktische Gründe, die nächste Präsidentschaftswahl findet 2024 statt.

Unterstützt wird das ganze noch durch Heuchelei und Lobhudelei von sogenannten „Experten", die diese Maßnahmen für „gut" befinden. Doch als Experten müssten sie wissen, dass der Kahn schon zum größten Teil im Treibsand versunken ist.

https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/swr-wirtschaftsweiser-achim-truger-begruesst-einigung-im-us-schuldenstreit-100.html

Dieser us-präsidialen Entscheidung vorangegangen war ein globales mediales Schauspiel, ein Hin und Her der Wahnsinnigen aller Coleur, dass in Wirklichkeit nur Ablenkung war. Bis zur Entscheidung haben alle ihre Forderungen durchgesetzt, was man dann im Mainstream als „Kompromiss" lobpreist.

Wie auch immer: das System musste gerettet werden. Niemand von denen sägt sich den eigenen Ast ab, auf dem er sitzt. Alle haben versucht möglichst viel rauszuholen, auf dass diese Entscheidung möglich wurde. Der Druck war enorm, auch der Druck auf die Presse war gigantisch und jetzt ist man froh, die Druckerpresse weiterlaufen lassen zu können.

Der Start begann also bei 31,4 BILLIONEN US-Dollar und die Schuldenuhr läuft. Aktuell sind es schon 31,835 BILLIONEN US-Dollar. Wie schnell die Zeit vergeht und wie schnell die Uhr läuft. Man merkt es kaum.

https://www.usdebtclock.org/

Zumindest stand es „Spitz auf Knopf"...

https://finanzmarktwelt.de/schuldenobergrenze-tsunami-neuer-us-schulden-entspricht-zinsanhebung-272674/

"Seit Mitte Januar, als die Schuldenobergrenze von 31,4 Billionen Dollar erreicht wurde, hat das Finanzministerium besondere buchhalterische Maßnahmen ergriffen, um die Zahlungen für alle Bundesschulden aufrechtzuerhalten. Am 31. Mai waren davon nur noch 33 Milliarden Dollar verfügbar. Auch der Bargeldbestand wurde abgebaut und sank am 1. Juni auf unter 23 Milliarden Dollar – ein Wert, der von Experten angesichts der Schwankungen bei den täglichen Einnahmen und Zahlungen des Bundes als gefährlich niedrig angesehen wird."

...und jetzt ist wieder Beruhigung eingetreten. Sie haben es gelesen? Die „ergriffenen besonderen buchhalterischen Maßnahmen" haben nicht mehr ausgereicht. Selbst die Buchhaltertricks konnten nichts mehr retten. Der Kaiser bzw. der Präsident stand pudelnackt da.

Wie geht es weiter?

Mit der Aussetzung einer Schuldobergrenze gibt es sozusagen keine Schuldenobergrenze mehr. Laut wird posaunt, dass man sparen müsse und zwar überall. In allen Ressorts, in allen Ministerien, einfach überall. Doch alle wissen, dass der Honigtopf keinen Deckel mehr hat. Und wer jetzt zuerst kommt, kriegt am meisten.

Allen ist völlig klar, dass neue Schulden gemacht werden müssen. Alte Schulden müssen bedient (also alte Staatsanleihen abgelöst) und neue Haushaltslöcher gestopft werden. Wie viel an neuen Schulden darf's sein, wie viele Milliarden (oder gar Billionen?) Volumen an neuen US-Treasuries warten schon in der Pipeline?

https://finanzmarktwelt.de/schuldenobergrenze-tsunami-neuer-us-schulden-entspricht-zinsanhebung-272674/

„Die Versteigerungen von Anleihen werden nun deutlich zunehmen. Der Auffüllungsprozess – der einen Betrag von weit über eine Billion Dollar an neuen Wertpapieren umfassen könnte – könnte unerwünschte Folgen haben...."

Wohlgemerkt, hier steht „Auffüllungsprozess". Weil man ganz unten war. Was hier „aufgefüllt" wurde war nur das, was man als Mindestliquidität (daher kommt auch das Wort „Mindesreserve") im Geldbeutel haben sollte. Die Reserven waren aufgebraucht.

Im Prinzip ist es jetzt völlig egal. Wie heißt es so schön? „The sky is the limit". Und damit werden auch die US-Schuldenberge weiter wachsen. Und zwar dynamisch bis exponentiell. Es dürften schnell 33 BILLIONEN US-Dollar Schulden erreicht werden. Und im Hinblick auf 2025 muss man ganz schnell neue Schulden aufnehmen, auf dass eine neue Schuldenobergrenze wesentlich höher angesetzt werden kann.

Jetzt tanzen die Mäuse auf dem Tisch, weil die Katzen bis 2025 Urlaub machen. Außerdem hat der präsidiale Nachfolger dann das Problem auf dem Schreibtisch. Und somit war die Aussetzung einer Schuldenobergrenze wie ein psychologischer Befreiungsschlag. Man kann zwar von Sparen reden, tut es aber nicht.

„Aussetzen" macht durchaus Sinn. Denn es wird turbulent werden in den nächsten fünf Jahren. Warum? Darum!

https://www.finanzen.net/anleihen/us-staatsanleihen

„US-Staatsanleihen: In den kommenden 5 Jahren werden davon 13,456 Bio. Euro fällig (das sind aktuell 14,4 BILLIONEN US-Dollar)"

Da braucht man einen flexiblen Kreditrahmen. Ach was, am besten gar keinen mit einer „The sky is the limit"-Verfügbarkeit.

In meiner Welt ist „Aussetzen" ein eklatanter, grober Verstoß gegen die Spielregeln. Die Spielregeln aber sind wesentlich. Jedesmal, wenn etwas nicht passt oder wenn es eng wird werden die Spielregeln geändert. „Wir machen uns die Welt, wie sie uns gefällt". Könnt ihr machen, doch wer spielt dann noch mit euch? „Aussetzen", klingt super. Da setzen wir einfach eine oder mehrere Runden aus und kommen später wieder zurück ins Spiel. Aber so ist es immer im „Reich des Bösen", im „Reich des USAtan", an Spielregeln hält er sich nicht und an Verträge auch nicht. Er spielt stets unfair. Den USA kann man nicht trauen: „Traue keinem Amerikaner oder Angelsachsen, er wird dich gnadenlos über den Tisch ziehen." Das habe ich in meiner Berufszeit gelernt.

Sparen geht deswegen nicht, weil das System und der US-Dollar „verteidigt" werden müssen. Denn die USA sind gezwungen Kriege zu führen. Die Kriege sind die Basis des US-Dollars seit Gründung der us-amerikanischen Zentralbank FED im Jahr 1913. Ohne Krieg kein US-Dollar und umgekehrt. Denn der US-Dollar garantiert die globale Macht.

Wie geht es noch weiter?

Es wird wohl ein Teufelskreis entstehen. Denn die US-Bankenkrise ist noch nicht vorüber. Bei einer aktuellen Rendite von 3,81% für 10jährige amerikanische Staatsanleihen verbleiben weiterhin Kursrückgänge bzw. Kursverluste bei diesen Papieren in den Büchern der amerikanischen Banken,

https://www.investing.com/rates-bonds/u.s.-10-year-bond-yield

gerade der US-Regionalbanken. Das war nur kein Thema mehr, weil durch den Schuldenbergstreit abgelenkt wurde. Aber das Bankenkrisenthema köchelt weiterhin. Steigen aber die Treasury-Renditen weiter an, gerade bei Langläufern wie 30jährigen Staatsanleihen, werden die Verluste bei den Investoren schnell größer. Wer dann wohl rettend einspringen muss? Ganz einfach: der Steuerzahler als Sicherheit für einen „virtuellen Kreditrahmen mit ausgesetzter Obergrenze".

Auch ein US-Bankrun dürfte weiter im Verborgenen ablaufen. So etwas hört nicht von einem Tag zum anderen einfach auf. So etwas verläuft eher im Stillen, schließlich darf die schlafende Bevölkerung nicht aufgeweckt werden. Denn nur der schlafende Bankkunde ist die Garantie für „Ruhe im System".

Die Flucht von Bankkundengeldern in US-Geldmarktfonds dürfte weiter anhalten, denn diese haben hohe Renditen. Das gefällt der amerikanischen Zentralbank FED und ihrem „Restpostenmarkt" (auch bekannt unter der Kurzform „REPO"-Markt), weil man dort Liquidität absaugen kann. Zur Rettung der Banken. Aber auch diese Liquidität hat ihren Preis und der immer höher werdende Preis (des Geldes) zieht an.

Im Großen und Ganzen werden aber zunächst neue US-Staatsanleihen emittiert, also herausgegeben. Angesichts des Krisenmodus muss man die Anleger und Investoren über höhere Zinssätze bzw. Renditen anlocken. Die Zinsen müssten also steigen. Der besondere Kick an dieser Geschichte ist das Wegfallen der Schuldenobergrenze und die Schuldenobergrenze als psychologisches Hemmnis. Denn mit Zinsen kann man jetzt großzügig sein. Ein Viertelprozent mehr macht da auch nichts mehr aus. Hauptsache die Geldgeber rücken mit dem Geld raus. Wir werden „attraktive Verzinsungen" in den Werbeflyern der US-Finanzhäuser sehen.

Dann hätten wir noch die US-Kriegsmaschinerie, die im Moment auf Hochtouren läuft. All das kostet Geld, viel Geld aus der eigenen Kasse. Wobei ich hinzufügen möchte, dass die Deutschen und Deutschland als 51. Bundesstaat der USA auch nicht mehr zahlen können. Von Schuldenobergrenzen ist zwar im „System Bundesrepublik Deutschland" keine Rede, hier spricht man noch vom Stopfen von Haushaltslöchern, aber man könnte mehr deutsche Staatsanleihen, sog. Bundesanleihen, emittieren, um über indirekte Wege wie teures Fracking-Gas oder Ukrainehilfen die amerikanische Regierung finanziell zu unterstützen.

Zur Beruhigung des US-Volkes könnte man auf einen alten und bewährten Trick zurückgreifen. Zumindest kommt dieser Trick immer am Ende eines Schuldgeldsystems ins Spiel. Es ist der Trick des Schuldenerlasses. Klingt gut, aber in einer modernen und globalistischen Welt wie dieser wird er wohl nicht funktionieren. Und wenn doch, wenn man einer Klientel die Schulden erlässt, müssen dafür neue Schulden aufgenommen werden und andere die Schulden auf sich nehmen. Denn das System läuft noch.

Hier also die ersten Schlagzeilen zur US-Schuldeneerlassidee.

https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/703534/Der-grosse-Schuldenerlass-wirft-seinen-Schatten-voraus

„Der große Schuldenerlass wirft seinen Schatten voraus. Angesichts stark steigender Schulden erwarten einige Analysten einen großen Schuldenerlass. Möglich sei, dass dieser global ausfällt. Erste Vorboten dafür sehen sie in den USA."

Ich bin gespannt, wie diese Vorboten aussehen werden? Im Gespräch ist in den USA ein Erlass für Studentenkredite.

„Giambruno schätzt, dass im Rahmen des Schuldenerlasses bei Studentenkrediten Verbindlichkeiten in der Größenordnung von 590 Milliarden Dollar gestrichen werden ..."

Ich meine, wie groß muss die Not sein, wie nah muss man mit dem Rücken an der Wand stehen um zu meinen, man käme damit durch? Der größte Schuldner der Welt erlässt anderen, hier seinen jungen, studierenden Kreditnehmern die Schulden. Das ist großzügig, aber eine Panikreaktion. Denn die erlassenen Schulden einer Teilschicht müssen andere Schichten des Volkes bezahlen. Sie ahnen es bereits: über die Ausgabe neuer Schulden (in Form von US-Staatsanleihen).

„Erlass" klingt gut. Aber wer kann „erlassen"? Ein Erlass setzt ein gewisses „Gnadentum" voraus. Aber welcher gierige und profitorientierte Investor ist gnädig? Darum ist ein „Erlass" eine Spielerei mit den Massen. Die Massen dürfen von einem kommenden Schuldenschnitt und einer Verarmung nichts mitbekommen. Ein nahe liegender Trick wäre einfach, es kommt der Währungsschnitt: Der Guthabenschnitt beträgt 1 zu 100, der Schuldenschnitt nur 1 zu 10. Das ist der Betrug bei der Systemrettung. Brauchen wir das noch? Brauchen wir das immer wieder? Im Prinzip nicht, aber vielen ist das egal. Weil den Schuldenschnitt erst eine spätere Generation bezahlt. Nur dumm, dass wir diese Generation jetzt schon sind.

Die amerikanischen Zentralbank FED wird diesen Prozess unterstützen und muss die Leitzinsen in die Höhe schrauben. Denn das viele neue Geld schafft auch Inflation. Und die vielen neuen höheren Zinsen werden die Inflation wiederum antreiben. Die höheren Leitzinsen und die höheren Zinssätze bei den neu ausgegebenen Staatsanleihen treiben die Renditen für die Staatsanleihen nach oben, deren Kurse dann zurückgehen. Und so geht es munter weiter und zwar theoretisch so lange, bis alles am Boden liegt. Oder kaputt ist. Was dann aufgebaut wird, geschieht ohne die USA und den US-Dollar.

Welche Katastrophen den Immobilienmarkt durch die Verteuerung von Immobilienkrediten erwarten ist ein eigenes vielschichtiges Thema.

Aber vorher gibt es noch ein paar Akte im Theater. Hier muß ich dann doch den alten André Kostolany anführen, der dies in einem einfachen Beispiel stets deutlich illustriert hat. Wenn die Zinsen zurückgehen ist mehr Geld für die Aktienbörse da. Denn die überschüssige Liquidität fließt dann nicht mehr in Zinszahlungen, sondern in die Aktienmärkte. Umgekehrt ist es genauso. Höhere Zinssätze ziehen Liquidität von den Aktienmärkten ab. Wird zuviel Liquidität abgezogen, auch weil die Realwirtschaft nicht mehr rund läuft und depressiv wird und die Politik mehr Geld für neue Schulden braucht, erfolgt das schnelle Abziehen von Liquidität aus dem Aktienmarkt und der Crash ist da. Aber zuerst müssen die Zinsen/Renditen steigen, in dieser Zeit können die Aktienmärkte noch steigen aber zumindest stabil bleiben und erst dann folgt mit einer zeitlichen Verzögerung der Crash. Und der wird kommen, er ist unvermeidbar.

Ein weiterer Punkt wäre noch die Veröffentlichung von täglichen Daten. Auf der Interseite der US-Finanzministerium wird ein „Täglicher Treasury Statement (DTS)" (Liquiditäts- und Schuldenprognose) veröffentlicht. Seit dem 05. Juni 2023 wird dieser Link nicht mehr aktualisiert. Warum wohl? Gehen die Daten aus oder sind die Schulden zu hoch oder die kreativen Buchhalter krank?

https://home-treasury-gov.translate.goog/policy-issues/financial-markets-financial-institutions-and-fiscal-service/cash-and-debt-forecasting?_x_tr_sl=auto&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=wapp

„Täglicher Treasury Statement (DTS) - Diese Erklärung fasst die Bargeld- und Schuldenoperationen des US-Finanzministeriums für die Bundesregierung zusammen. Die Betriebsmittel des Finanzministeriums werden auf einem Konto bei der Federal Reserve Bank of New York und auf Steuer- und Darlehenskonten bei Geschäftsbanken geführt. Der Daily Treasury Statement (DTS) ist bis 16:00 Uhr des folgenden Geschäftstags verfügbar."

Die USA sind schwer angeschossen. Immer noch mehr Finanzlöcher und Baustellen tun sich auf, doch die Achillesferse bleibt die Zinsentwicklung, hier der Leitzinsen und die Renditeentwicklung der US-Staatsanleihen. Das ist der Hauptstrang von dem viele Geschehnisse abhängig sind. Manch großer Vermögensverwalter wie BlackRock mag sich über Zinsterminkontrakte gegen Kursrückgänge bei US-Staatsanleihen absichern. Doch das ist kontraproduktiv. Denn jeder Verkauf eines Zinsterminkontrakts ist Ausdruck dieses Marktteilnehmers für höhere Renditeerwartungen und führt demzufolge zu höheren Renditen. Eine Panik im Rentenmarkt kann durch starke Schwankungen der Kurse bei Zinsterminkontrakten entstehen. Das ist das wahre Spielcasino. Wobei mir die Idee kommt, ob man nicht über die geschickte Strategie und den Einsatz von Treasury-Futures den Markt in vorübergehende, temporäre Phasen einer Illiquidität hineinführen könnte?

Dennoch gibt es einen „großen Plan". Den muss es geben, denn man sieht es an den Aktionen in der Realität. Das ist ein abgestimmtes Vorgehen. In diesem Konstrukt spielt auch der EURO eine große Rolle. Wenn man das us-amerikanische System noch stärker ins Wanken bringen will, muss man den EURO zerlegen. Den US-Dollar als Währung an sich kann man nur über die Zinsen „anschießen". Den EURO aber kann man als Währungskonstrukt in die alten Einzelteile zerlegen. Die EUROZONE hat aktuell 20 Mitglieder. Aussichtsreichster Kandidat für eine Zerlegung des EURO-Konstrukts bleibt Italien.

https://www.cicero.de/wirtschaft/finanzstabilitaetsbericht-europaeische-zentralbank-euro-italexit-ezb

"Rütteltest für den deutschen Steuerzahler. Die EZB warnt in ihrem aktuellen Finanzstabilitätsbericht vor Turbulenzen. Besonders in Italien droht das Geld knapp zu werden – die Wahrscheinlichkeit eines „Italexits" ist höher, als viele denken. Mit der Rückkehr der höheren Zinsen kommt jetzt der Rütteltest, der die Konstruktion des Euro zum Einsturz bringen könnte."

Was heißen würde, dass die Renditen für italienische Staatsanleihen steigen müssten. Das sind die Turbulenzen vor denen gewarnt wird.

https://www.investing.com/rates-bonds/italy-10-year-bond-yield

Kurz vor Schluß habe ich noch diese Statistik auf einem anderen Teil des Spielfeldes gefunden. Sie zeigt die japanische Staatsverschuldung von 1981 bis 2022 mit Prognosen bis 2028.

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/166131/umfrage/staatsverschuldung-japans/

Eine äußerst interessante Grafik zeigt sie uns doch, dass die Schulden (ohne Schattenhaushalte) in Japan linear ansteigen. Nur die Zinsen bzw. Renditen für die Staatsanleihen bleiben konstant auf niedrigem Niveau. Ganz klar, denn dann bleiben die Zinszahlungen für den japanischen Staatshaushalt überschaubar und berechenbar und werden diesen nicht zerreißen.

Japan hat eine Staatsschuldenquote im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt von 258%. Die sind eigentlich schon lange tot. Tun aber noch so, als ob sie lebendig wären.

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/152666/umfrage/staatsverschuldung-japans-in-relation-zum-bruttoinlandsprodukt-bip/

Dagegen sind die Amerikaner mit einer Quote von 122% die reinsten Waisenknaben. Waisenknaben zeichnen sich aber dadurch aus, dass man ihnen alles, besonders die Lügen, noch abnimmt.

Das sollte man nicht tun, denn die Amerikaner werden es mit diesen absoluten höchsten Verschuldungszahlen niemals schaffen, die Schuldenuhr rückwärts laufen zu lassen. Urteilen Sie selbst und schauen Sie zu, wenn schnell die Uhr nach oben läuft.

https://www.usdebtclock.org/world-debt-clock.html

Somit wird es nur eine „Lösung" geben, nämlich „Erlösung von den Schulden." Amerikanische Politiker predigen es gebetsmühlenhaft herunter: „Und erlöse uns von unseren Gläubigern". Da wären wir bei „Geld und Glauben". Aber das ist ein anderes Thema. Nur der Verzicht der Gläubiger (also derjenigen die glauben, dass sie ihr Geld zurückerhalten) würde aus den Hochgebirge der Schulden ein Mittelgebirge machen. Wenn ich es mir recht überlege, wird der Übergang vom Hochgebirge gleich ins Tal übergehen. In einer stark abfallenden Formation. Nehmen Sie beim Abstieg wenigstens den Goldweg oder den Silbersteig. Der ist nicht so anstrengend fürs Nervenkostüm und für die Psyche.

Bleibt noch der Anfangs erwähnte „Durchlauferhitzer". Also eine „Person" oder eine „Institution", die stetig mehr Geld ausgibt als das sie einnimmt. Suchen wir auf höheren Ebenen, beispielsweise in den USA. Eindeutige „Durchlauferhitzer" sind „die Regierung" und „die amerikanische Zentralbank FED". Da braucht es keine seherischen Fähigkeiten. Das ist einfach so! Besonders in einer Demokratie. Denn „jede Demokratie" ist auch ein „Durchlauferhitzer".