„Von Kamelkarawanen zu Kreditbriefen – Die Seidenstraße als Wiege der Globalisierung“
von Die Fähe
In den letzten Jahren rückt die Seidenstraße wieder verstärkt ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Dies bietet Anlass, auf ihre lange und faszinierende Geschichte zurückzublicken, die weit in die Vergangenheit reicht.
Die Seidenstraße war keine einzelne, gepflasterte Straße, sondern ein riesiges, miteinander verbundenes Netz von Handelswegen, das sich über den eurasischen Kontinent erstreckte. Über mehr als 1.500 Jahre lang verband sie den Osten und den Westen, von China bis zum Mittelmeer. Sie erleichterte den Austausch von Waren, Ideen, Technologien und Kulturen und prägte die Zivilisationen, die sie berührte, nachhaltig. Der Begriff „Seidenstraße" wurde erstmals 1877 vom deutschen Geographen Ferdinand von Richthofen geprägt. Er bezog sich dabei auf den lukrativen Seidenhandel, der seinen Ursprung in China hatte und zum Symbol für dieses komplexe System des Austauschs wurde. Wobei archäologische Funde schon von noch früheren Kontakten zwischen China und dem Uralgebiet zeugen. Bereits Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. scheinen Handelsbeziehungen die östliche Peripherie Europas mit dem Fernen Osten verbunden zu haben.
Die 6.400 Kilometer lange alte Handelsroute brachte Händler von der Antike bis ins Mittelalter von China nach Rom und Venedig. Die Waren wurden meist auf Kamelen transportiert. Die Karawanen brauchten bis zu zwei Jahre für die Strecke.
Die Ursprünge und die Han-Dynastie (ca. 130 v. Chr. – 220 n. Chr.)
Die Geschichte der offiziellen Eröffnung der Seidenstraße ist mit der diplomatischen Mission eines chinesischen kaiserlichen Beamten namens Zhang Qian verbunden. Die Han-Dynastie hatte mit ständigen Überfällen der nomadischen Xiongnu-Konföderation im Norden zu kämpfen. Kaiser Wu sandte Zhang Qian nach Westen, um ein Bündnis mit dem Volk der Yuezhi zu schmieden, einer anderen nomadischen Gruppe, die mit den Xiongnu verfeindet war. Zhang Qian wurde von den Xiongnu jedoch über ein Jahrzehnt lang gefangen gehalten (138–126 v. Chr.) bis er fliehen und seine Mission erfüllen konnte. Zwar gelang es ihm nicht, das Bündnis zu schließen, doch kehrte er mit unschätzbaren Kenntnissen über die Zivilisationen im Westen – ihren Reichtum, ihre mächtigen Pferde und ihre einzigartigen Waren – nach China zurück. Kaiser Wu erkannte das Potenzial für Handel und Diplomatie mit diesen westlichen Regionen. Er begann, diplomatische und Handelsbeziehungen aufzubauen, und vor allem sicherte er die Routen militärisch, indem er die Xiongnu zurückdrängte. Dieser Schutz ermöglichte es den Händlern, sicherer zu reisen. Chinesische Seide, ein hochgeschätzter und damals geheimer Luxusartikel, begann in großen Mengen nach Westen zu fließen und gab der Route ihren Namen.
Dies war das erste goldene Zeitalter der Seidenstraße, das durch die Verbindung des Römischen Reiches, des Partherreichs, des Kuschanreichs sowie des Han-Reiches in China gekennzeichnet war. Diese Zeit war geprägt von einem florierenden Handel, der nicht nur Seide, sondern auch Güter wie Gold, Silber und Gewürze, sowie kulturellen Austausch und technologische Entwicklungen zwischen den mächtigsten Reichen der Antike ermöglichte. Dieses Zeitalter gilt als Höhepunkt der antiken Seidenstraße, da es die stabilste und fruchtbarste Phase des Fernhandels zwischen Ost und West darstellte. Es förderte den Reichtum und Wohlstand in den beteiligten Reichen und trug maßgeblich zur Entstehung großer Zivilisationen bei.
Die Tang-Dynastie (618–907 n. Chr.)
Nach einer Zeit der Unruhen nach dem Untergang der Han-Dynastie erlebte die Seidenstraße unter der Tang-Dynastie wieder einen Aufschwung. Die Hauptstadt der Tang-Dynastie, Chang'an (das heutige Xi'an), war eine der größten und kosmopolitischsten Städte der Welt, in der Perser, Araber, Zentralasiaten und andere Völker in blühenden Gemeinschaften lebten. Die Tang-Dynastie dehnte ihre Macht bis nach Zentralasien aus und sorgte so für eine lange Zeit der Stabilität entlang der Handelswege. Der Handel expandierte dramatisch. China exportierte nicht nur Seide, sondern auch Porzellan, Lackwaren und Papier. Im Gegenzug erhielt es Pferde, Glaswaren, Gold- und Silberwaren, Wollwaren und exotische Lebensmittel (Walnüsse, Trauben, Sesam). Dies war eine Zeit intensiven kulturellen Austauschs. Der Buddhismus, der Jahrhunderte zuvor von Indien nach China gelangt war, blühte auf. Auch das nestorianische Christentum, der Zoroastrismus, das Judentum und später der Islam fanden ihren Weg nach Osten entlang dieser Routen.
Die Pax Mongolica (13. bis 14. Jahrhundert)
Die mongolischen Eroberungen des 13. Jahrhunderts waren für viele Regionen verheerend, schufen jedoch das größte zusammenhängende Landimperium der Geschichte und läuteten eine letzte, bemerkenswerte Blütezeit der Seidenstraße ein, das zweite goldene Zeitalter. Die Mongolen beseitigten Grenzen und kleine Königreiche zwischen China und Europa. Sie bekämpften Banditentum und schufen ein gut funktionierendes Postsystem sowie eine einheitliche Verwaltungsstruktur, die den Handel förderte und den Austausch von Kulturen sowie die Verbreitung von Wissen entlang der gesamten Seidenstraße ermöglichte. Zum ersten und einzigen Mal in der Geschichte konnte eine Jungfrau angeblich mit einem Topf Gold auf dem Kopf unversehrt von einem Ende des Reiches zum anderen reisen. Diese Sicherheit ermöglichte es berühmten Persönlichkeiten wie dem venezianischen Kaufmann Marco Polo zum Hof von Kublai Khan und dem marokkanischen Gelehrten Ibn Battut ausgiebig durch die muslimische Welt und bis nach China zu reisen. Ihre Schriften machten Europa mit dem Reichtum und der Kultiviertheit des Ostens bekannt.
Ab dem 15. Jahrhundert schwand die Bedeutung der Seidenstraße allerdings allmählich aufgrund mehrerer wichtiger Faktoren:
-Der Untergang des Mongolischen Reiches: Das Reich zerfiel und die Pax Mongolica brach zusammen. Politische Instabilität und erneutes Banditentum machten Überlandreisen wieder gefährlich.
-Der Aufstieg der Seewege: Fortschritte in der Seefahrttechnik (z. B. Kompass, größere Schiffsdesigns) machten Seereisen für Massengüter effizienter, billiger und sicherer. Die Reise von Vasco da Gama um Afrika (1498) eröffnete eine direkte Seeroute von Europa nach Asien und machte die beschwerliche Überlandreise weitgehend überflüssig.
-Politische Veränderungen: Die Eroberungen des Osmanischen Reiches im Nahen Osten und auf dem Balkan unterbrachen die Handelswege für europäische Kaufleute und gaben einen weiteren Anreiz für die Suche nach alternativen Seewegen.
Nach den Seeexpeditionen von Zheng He wandte sich die Ming-Dynastie nach innen, es folgte der Chinesische Isolationismus. Der Fokus verlagerte sich auf die innere Stabilität und die Verteidigung der nördlichen Grenzen, und China zog sich weitgehend aus den zentralasiatischen Handelsnetzwerken zurück. Im 16. Jahrhundert waren die großen Seidenstraßenkorridore in Vergessenheit geraten und wurden nicht mehr genutzt.
Verschiedene Handelsrouten
Seide war zwar das bekannteste Produkt, das gehandelt wurde, jedoch war der Handel weitaus vielfältiger. Es gab innerhalb des Netzwerks verschiedene Routen. Je nachdem welche Gebiete durch diese verbunden wurden, gab es unterschiedliche Schwerpunkte bei den gehandelten Waren:
Die südlichen Abschnitte der Seidenstraße von Khotan (Xinjiang) bis Ostchina wurden bereits 5000 v. Chr. für Jade und nicht für Seide genutzt und werden auch heute noch für diesen Zweck verwendet. Der Begriff "Jadestraße" wäre angemessener als "Seidenstraße", wäre der Seidenhandel nicht so umfangreich und geografisch ausgedehnt gewesen. Der Begriff wird in China noch heute verwendet.
Als Karawanenroute brachte die nördliche Seidenstraße zahlreiche Waren nach China, darunter Datteln, Safranpulver und Pistazien aus Persien; Weihrauch, Aloe und Myrrhe aus Somalia; Sandelholz aus Indien; Glasflaschen aus Ägypten und andere teure und begehrte Waren aus anderen Teilen der Welt. Im Gegenzug schickten die Karawanen Bänder aus Seidenbrokat, Lackwaren und Porzellan zurück.
Die Südroute, oder Karakorum-Route, war hauptsächlich eine einzige Route von China durch das Karakorum-Gebirge, wo sie bis heute als Karakorum-Highway fortbesteht, eine asphaltierte Straße, die Pakistan und China miteinander verbindet.
Die südwestliche Route wird auch als „Tee-Pferd-Route" bezeichnet. Es handelt sich um eine wichtige Verkehrsstraße, die durch den Austausch von Tee und Pferden zwischen Han und Tibet von der Tang- und Song-Dynastie bis zur Republik China entstand. Es wird angenommen, dass Sichuan und Yunnan die ersten Teeanbaugebiete der Welt waren. Neben Tee transportierten die Maultierkarawanen auch Salz und Seidenprodukte aus Chengdu, vor allem Stickereien aus Sichuan. Am 5. März 2013 wurde die Tee-Pferd-Route vom Staatsrat der Volksrepublik China zur siebten Gruppe der national bedeutsamen Kulturgüter, die unter Schutz stehen, ernannt. Im 21. Jahrhundert wurde das Erbe der Teepferdestraße genutzt, um eine Eisenbahnlinie zu fördern, die Chengdu mit Lhasa verbinden soll, die Sichuan-Tibet-Bahn.
Es gab auch eine Nordwestroute über Afghanistan, sowie eine Nordostroute, die nach Japan führte.
Die sibirische Pelzstraße war als Teil der Seidenstraße seit frühester Zeit eine bedeutende Handelsroute, die von der Mandschurei über den Baikalsee bis zur Wolga führte. Von dort aus war es nur noch ein kurzer Weg zu den wichtigen Handelszentren Kiew und Nowgorod. An diesem Knotenpunkt kreuzten sich die östlichen Handelswege mit der Wasserstraße „von den Warägern zu den Griechen", welche gemäß der Nestor-Chronik des Kiewer Höhlenklosters aus dem 12. Jahrhundert Skandinavien und den Schwarzmeerraum verband.
Die maritime Seidenstraße verband Südostasien, Ostasien, den indischen Subkontinent, die arabische Halbinsel, Ostafrika und Europa miteinander. Sie begann im 2. Jahrhundert v. Chr. und erlebte ihre Blütezeit bis zum 15. Jahrhundert n. Chr. Die maritime Seidenstraße wurde hauptsächlich von austronesischen Seefahrern in Südostasien eingerichtet und betrieben.
Verschiedene Produkte
Gehandelt wurden aus dem Osten (China) Seide, Porzellan, Jade, Lackwaren, Bronze, Papier, verschiedene Gewürze wie Ingwer und Zimt sowie Technologien wie Kompass und Schießpulver. Aus dem Westen (Rom, Persien usw.) werden Gold, Silber, Glasprodukte, Wollteppiche, Leinen, Elfenbein und Parfüms gehandelt. Indien und Südostasien liefern Gewürze wie Pfeffer und Muskatnuss, Edelsteine, Baumwollstoffe und Weihrauch. Aus den Steppen Zentralasiens kommen Pferde, Pelze, Bernstein und Honig.
Während der Westlichen Han-Dynastie reiste der, bereits erwähnte, große chinesische Entdecker Zhang Qian (?–114 v. Chr.) durch Zentralasien und gelang bis weit nach Westen. In „Dayuan" (das Ferghana-Becken), erfuhr er von „Blut schwitzenden" Pferden, denen nachgesagt wurde, sie seien die besten der Welt und könnten 1.000 Meilen am Tag zurücklegen. Kaiser Wu sandte daraufhin Missionen nach Dayuan, um diese Pferde zu erlangen, da er ihre Bedeutung für China erkannte. Das Ferghana-Pferd ist eine legendäre Pferderasse aus dem Ferghana-Tal in Zentralasien, die auf der alten Seidenstraße als eines der wichtigsten Handelsobjekte nach China gelangte, wo es als „himmlisches Pferd" bezeichnet wurde und maßgeblich zur chinesischen Kultur und militärischen Stärke beitrug. Kaiser Wu importierte diese Pferde, die für ihre Schnelligkeit und Ausdauer bekannt waren, um der überlegenen Kavallerie der Hunnen entgegenzutreten.
Der erste Transportweg für getrocknete, fermentierte und teilweise geräucherte Teeblätter nach Europa verlief ebenfalls über die Seidenstraße. Tee galt als das bevorzugte Getränk der Karawanen. Seit etwa 5.000 Jahren wird er in China angebaut und konsumiert. Der Handel entlang der Seidenstraße spielte eine zentrale Rolle bei der Verbreitung des Tees: Über Karawanen gelangte er nach Zentralasien, Persien, die Türkei, den arabischen Raum, Russland sowie nach Indien. Die insbesondere in Russland verbreitete geräucherte Teesorte ist vermutlich auf die langen Karawanenreisen und die Einwirkung von Lagerfeuern auf die fermentierten Blätter zurückzuführen. Erst im 17. Jahrhundert verbreitete Tee sich über weitere Teile Europas. Portugiesische und holländische Kaufleute handelten gerne mit Schwarztee, weil sich die Blätter gut auf den Schiffen transportieren und lagern ließen. Aus demselben Grund schaffte es die grüne Variante damals noch nicht nach Europa, er verdarb zu schnell. Die portugiesische Prinzessin Katharina von Braganza brachte den Tee 1662 an den englischen Königshof. Erst im Viktorianischen Zeitalter gelang der Tee durch die damals neu entstandenen Tearooms über die Adelshäuser an die breitere Öffentlichkeit.
Keramik ist ein Jahrtausende alter Werkstoff auf allen Kontinenten, aber das weiße, gesinterte und hart gebrannte Porzellan wurde höchstwahrscheinlich im 6. Jahrhundert in China erstmals in der Provinz Szechwan (Sichuan) hergestellt. Den Weg nach Europa fand sie im späten 13. Jahrhundert als unbezahlbare Kostbarkeit. Die Chinesen hielten das Herstellungsverfahren geheim. Anfang des 18. Jahrhunderts entdeckten Ehrenfried Walther von Tschirnhaus und Johann Friedrich Böttger das Verfahren in Dresden für den sächsischen Königshof neu.
Obwohl offiziell anerkannt wird, dass die Papierherstellung im Jahr 105 n. Chr. In China entstand, haben neuere Untersuchungen sie bis ins 2. vorchristliche Jahrhundert zurückdatiert. Gepresst, getrocknet und geglättet ergaben sie schon damals nicht nur den wichtigsten Schriftträger, sondern auch ein beliebtes Dekorationsmaterial. Erst Jahrhunderte später gelangte das Wissen um die Papierherstellung durch Kaufleute zunächst in die arabische Welt und schließlich auch nach Europa. In Bagdad errichtete man die erste Papiermühle um 795, in Spanien um 1100.
Wenn China die Papierherstellung erfunden hat, muss es auch der Schöpfer von Toilettenpapier sein. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 851 n. Chr., aus der Zeit der Tang-Dynastie. Aber erst in der Ming-Dynastie (1368-1644) wurde das Toilettenpapier am kaiserlichen Hof immer beliebter. In der westlichen Welt wurde Toilettenpapier erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kommerziell verfügbar, nachdem es 1857 von Joseph C. Gayetty „neu erfunden" worden war.
Im 9. Jahrhundert n. Chr. begannen die Chinesen, Papier zum Drucken von Geld zu verwenden. Die ersten Papierscheine dienten als Kredit- oder Wechselscheine. Händler konnten sie gegen die Einzahlung von Metallmünzen erhalten, ohne dass der Wert des „Bargelds" verloren ging. Darauf kommen wir später noch zu sprechen.
Auch Wissenschaften wie Astronomie, Mathematik und Medizin wurden zwischen der islamischen Welt, Indien und China ausgetauscht. Leider begünstigten die Routen jedoch auch die Ausbreitung von Krankheiten. Es wird angenommen, dass die Pest, die Europa im 14. Jahrhundert heimgesucht hat, über die Seidenstraße aus Zentralasien eingeschleppt wurde.
Bezahlungsvarianten
Es stellt sich die Frage, wie der vielfältige Warenhandel über zahlreiche Grenzen hinweg bezahlt wurde. Die Währungen, die auf der alten Seidenstraße verwendet wurden, waren so vielfältig wie die Menschen, die sie bereisten. Es gab keine einheitliche Währung, sondern ein komplexes Währungssystem, das sich je nach Ort, Epoche und Art der Transaktion entwickelte:
In den Anfängen sowie in abgelegenen Regionen wurde direkter Tauschhandel betrieben. Einige Waren waren so weit verbreitet, dass sie als Zahlungsmittel dienten. Seidenballen galten als standardisierte Werteinheit und Tauschmittel, insbesondere in Zentralasien. Gewürze wie Pfeffer, Zimt und Nelken wurden aufgrund ihres spezifischen Werts im Handel häufig als Zahlungsmittel eingesetzt. Zu Ziegeln gepresst, nahm Tee eine Rolle als gängige Geldform ein, etwa auf der Tee-Pferde-Straße. Auch Salz fand als allgemein akzeptiertes Handelsgut Verwendung beim Tausch.
Mit dem Wachstum des Handels wurden standardisierte Münzen mächtiger Reiche zum bevorzugten Zahlungsmittel für den Großhandel, da ihr Wert garantiert und weithin anerkannt war.
- Chinesische Münzen: Zu den traditionellen Münzformen zählen die Wu Zhu- sowie später die Kai Yuan Tong Bao-Münzen. Die Anfertigung erfolgte aus Gussbronze und die Münzen zeichneten sich durch ein quadratisches Loch in der Mitte aus. Diese Münzen dienten als Hauptwährung in China und seinen angrenzenden Tributstaaten. Ihr Wert wurde durch den Metallgehalt und die kaiserliche Garantie bestimmt. Aufgrund des vergleichsweise niedrigen Wertes und ihres erheblichen Gewichts – eine Münzschnur mit 1000 Exemplaren konnte mehrere Kilogramm wiegen – fanden sie im Fernhandel kaum Anwendung.
- Byzantinische und römische Münzen: Der Solidus, bekannt als Bezant, aus hochreinem Gold wurde als der „Dollar des Mittelalters" im Mittelmeerraum und in Westasien bezeichnet. Sein gleichbleibender Goldgehalt und seine Zuverlässigkeit machten ihn über Jahrhunderte hinweg zur führenden internationalen Währung. Von Rom bis Indien und China wurde er für hochwertige Transaktionen geschätzt.
- Sassanidische persische Münzen: Der Silberdrachmen, die vorherrschende Währung auf dem Iranischen Plateau und in Zentralasien vor den arabischen Eroberungen. Ihr weit verbreiteter Silberstandard machte sie zu einer Schlüsselwährung für den regionalen Handel.
- Islamische Münzen (Umayyaden/Abbasiden): Gold-Dinar und Silber-Dirham lösten im 7. Jahrhundert nach arabisch-muslimischen Eroberungen byzantinische und sassanidische Währungen ab. Abbasidische Dinar und Dirham mit standardisiertem Gewicht und arabischer Schrift dominierten rund 500 Jahre den Handel entlang der Seidenstraße.
Kushan-Münzen (Zentralasien): Das Kushan-Reich prägte Münzen mit hellenistischer, persischer, indischer und buddhistischer Symbolik, die den Handel zwischen verschiedenen Kulturen Zentralasiens entscheidend förderten.
Erst einige Zeit später kam es zu dem Handel mit Papierwährungen. In China entstand während der späten Tang-Dynastie (7.–10. Jahrhundert) und insbesondere während der Song-Dynastie (10.–13. Jahrhundert) eine revolutionäre finanzielle Innovation, Jiaozi, und andere Papierbanknoten. Ursprünglich handelte es sich dabei um Schuldscheine, die von Kaufleuten in einer Stadt hinterlegt und in einer anderen Stadt eingelöst wurden. Dadurch konnten Kaufleute reisen, ohne das tödliche Risiko eingehen zu müssen, große Mengen an Metallmünzen mit sich zu führen. Dieses System wurde in erster Linie innerhalb Chinas verwendet und nur langsam von Außenstehenden übernommen, die dem Papier oft misstrauten. Unter der mongolischen Yuan-Dynastie wurde Papiergeld zur Pflicht, aber Überdrucken führte schon damals zu einer starken Inflation, die seinen Wert untergrub.
Papiergeld wurde in China bereits vor der Mongolenzeit eingeführt. Der Grund dafür war auch eine Knappheit an Bronze und Silber für Münzen sowie ein expandierender Handel, bei dem der Transport großer Mengen Münzen unpraktisch war. Während der mongolischen Herrschaft, die das nördliche und südliche China vereinte und in Handelsbeziehungen mit Persien und Europa trat, entstand ein verstärkter Bedarf nach einem allgemein gültigen Zahlungsmittel zur Förderung des Handels. Ab 1260 ordnete Großkhan Kublai an, dass die von Gold- und Silberreserven gedeckte Papierwährung im gesamten Reich, von der Ostsee bis zum Pazifik, als primäres Zahlungsmittel galt. Es wurde von Beamten mit Siegeln versehen und als „fliegendes Geld" bezeichnet. Dieses Papiergeld, das auch im Ilkhanat verwendet wurde, wurde durch die Autorität des Khans gestützt und die Nutzung von Gold oder Silber zu dessen Vorteil verboten. Die Standardisierung des Papiergelds war entscheidend für die Finanzierung des Staates und den Handel. Kaufleute, die innerhalb des Mongolenreichs Handel trieben, mussten ihre Metallreserven gegen Papiergeld eintauschen; der Gebrauch von Metallmünzen wurde untersagt und Beamte erhielten ihre Bezüge in Papiergeld. Es existierten zehn Papiergeldstufen, von 10-wen-Scheinen bis zu 2000-wen-Scheinen. Ein 1000-wen-Schein entsprach etwa dem Wert von 40 Gramm Silber und war größer als die kleineren Nennwerte. Im Fall von Beschädigung oder Unleserlichkeit konnte ein Schein gegen eine Umtauschgebühr von drei Prozent des Wertes ersetzt werden. Für den Umtausch gab es etwa 150 Warenämter im Mongolenreich, die sich in größeren Städten und entlang wichtiger Handelsrouten befanden.
Kublai Khan förderte den Handel über die Seidenstraße, indem er das riesige mongolische Reich kontrollierte, was die Reise und den Austausch von Waren zwischen Ost und West sicher machte. Zusätzlich baute er die maritime Seidenstraße aus, die einen sicheren Handel über die Ozeane ermöglichte .
Zuletzt kamen Wechsel und Kredite, ähnlich dem „Hawala"-System, ins Spiel. Sie hinterlegten Geld bei Agenten, erhielten ein Dokument als Nachweis und konnten später den Betrag abzüglich einer Gebühr in einer anderen Stadt wieder abholen. Sogdische, jüdische und italienische Netzwerke betrieben diese Systeme.
Die Währungen entwickelten sich von Tauschhandel, über Münzen bis hin zu Papiergeld und Wechseln, wie dem Sakk, ein schriftliches oder verschlüsseltes Dokument (ein „sakk" auf Arabisch, die Wurzel des Wortes „Scheck").
Im Wesentlichen war das Währungssystem der Seidenstraße ein Vorläufer des heutigen globalen Finanznetzwerks – ein hybrides System, das sich auf vertrauenswürdige Warenspeicher, staatlich gestützte Hartwährungen und ausgeklügelte Kreditinstrumente stützte, um Kapital über Kontinente hinweg zu bewegen.
Heute erlebt der Begriff „Seidenstraße" eine Renaissance. Chinas ausgedehntes Infrastrukturprojekt, die „Belt and Road Initiative" (BRI), orientiert sich ausdrücklich an dem alten Netzwerk und zielt darauf ab, neue Handels- und Infrastrukturkorridore quer durch Eurasien zu schaffen. Darüber hinaus hat die historische Seidenstraße ein tiefgreifendes kulturelles Erbe hinterlassen, dessen Oasenstädte, archäologische Stätten und Geschichten Historiker und Reisende gleichermaßen faszinieren.
https://www.ardaudiothek.de/episode/urn:ard:publication:6d20e0c1ad65d9a3/
https://www.owep.de/artikel/1159-zwischen-orient-und-okzident-seidenstrasse
https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/wirtschaft/neue_seidenstrasse/alte-seidenstrasse-100.html
https://novastan.org/de/uigurische-region/vom-mythos-seidenstrasse/
https://www.britannica.com/topic/Silk-Road-trade-route
http://german.china.org.cn/news/txt/2003-06/04/content_2073434.htm
https://www.chinaxiantour.com/hexi-corridor-on-ancient-china-silk-road.html
https://www.plus.ac.at/wp-content/uploads/2021/02/544389.pdf
https://www.ancient-origins.de/artefakte-alte-technologie/antike-chinesische-erfindungen-007307
https://en.wikipedia.org/wiki/Ferghana_horse