Von Redaktion auf Montag, 17. Juni 2024
Kategorie: KW 25

Zimbabwe hat’s getan – Ghana wird folgen

Thomas Bachheimer


Schon im April hat Zimbabwe hat eine goldgedeckte Währung namens Zimbabwe Gold (ZiG) eingeführt, um die Wirtschaft zu stabilisieren und die Hyperinflation zu bekämpfen. Bachheimer.com hat damals berichtet – ansonsten kam es zu relativ wenig medialer Berichterstattung. Die Einführung des ZiG (über den Artikel des ZiG bin ich mir noch nicht ganz sicher) ist Teil einer umfassenderen Strategie zur Neuausrichtung des geldpolitischen Rahmenwerkes des Landes, um Preis- und Wechselkursstabilität wiederherzustellen.

Nicht von ungefähr erschienen in den letzten Tagen weltweit Artikel über die (über 2 Monate lange) verschwiegene Geldrevolution, weshalb auch wir für unsere Newsletter-Abonnenten das Wichtigste nochmals zusammenfassen wollen.

Bedingungen für die Einführung des Goldstandards

Goldreserven: Die Reserve Bank of Zimbabwe (ich schreibe hier Zimbabwe weil auch die ZiG-Währung mit „Z" geschrieben wird) hält Goldreserven in Höhe von bescheidenen 2,5 Tonnen, die entscheidend für die Deckung der neuen Währung sind. Aber die Menge ist ja nicht entscheiden, das wissen wir seit Newtons Goldstandard für die britische Krone. Das Vorhandensein dieser Reserven jedoch ist von enormer Bedeutung, um die Glaubwürdigkeit und Stabilität der ZiG zu gewährleisten​. Und 1,5 t sind IM Lande.

Neuausrichtung der Geldpolitik: Die Einführung der ZiG wird von einer Neuausrichtung des monetären Politikrahmens begleitet. Dieser umfasst Maßnahmen zur Förderung von Stabilität, Konvertibilität und Transaktionskomfort (©Business Insider Africa) der lokalen Währung (was auch immer mit Transaktionskomfort gemeint ist).

Umstellungszeitraum: Der Bevölkerung des Landes wurde ein Zeitraum von 21 Tagen eingeräumt, um ihre alten Zimbabwe-Dollars in die neue goldgedeckte Währung umzutauschen. Während dieser Übergangszeit bleibt der US-Dollar, der einen bedeutenden Teil der Transaktionen ausmacht, weiterhin gesetzliches Zahlungsmittel​​

Multiwährungssystem
Der ZiG wird neben anderen Fremdwährungen, einschließlich des US-Dollars, im Rahmen eines Multiwährungssystems zirkulieren. Dieser Ansatz zielt darauf ab, das Vertrauen in die neue Währung zu stärken und gleichzeitig die wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten.

Für währungstechnisch halbwegs Versierte stellt sich natürlich schon jetzt die Frage, welches Gesetz, besser gesagt, wessen prominentes Prinzip, Zimbabwe beweisen und welches es falsifizieren wird. Greshams Law „bad money turns out good money", oder doch Thiers Law "good money turns out bad money" – wir werden ja sehen.

Funktionsweise des Goldstandards in Zimbabwe
Der ZiG ist vollständig durch physisches Gold gedeckt, das von der Reserve Bank of Zimbabwe gehalten wird. Jede Einheit der Währung ist an eine bestimmte Menge Gold gebunden, was sicherstellt, dass ihr Wert direkt mit den Goldreserven verknüpft ist. Dieser goldgedeckte Ansatz soll eine stabile und vertrauenswürdige Währungsoption in einer Wirtschaft bieten, die in der Vergangenheit unter schwerer Inflation und Währungsabwertung gelitten hat.

Goldmünzen vs goldgedeckte Münzen
Die Reserve Bank of Zimbabwe hat ZiG-Banknoten in verschiedenen Stückelungen von 1 bis 200 ZiG ausgegeben und plant die Einführung goldgedeckter Münzen. Man beachte: goldgedeckte Münzen sind nicht aus Gold hergestellt, sondern bestehen meist aus einem weniger wertvollen Material wie Silber oder Kupfer. Sie sind jedoch durch eine bestimmte Menge Gold gedeckt, die bei der ausgebenden Institution wie einer Zentralbank hinterlegt ist.

Natürlich lassen sich die Kritiker nicht lange bitten
Nicht wenige Beobachter und Wirtschaftsjournalisten haben jedoch Bedenken geäußert, ob die Goldreserven Simbabwes ausreichen, um die neue Währung angemessen zu decken – besonders angesichts der potenziellen Volatilität der Goldpreise und der wirtschaftlichen Herausforderungen des Landes. Hartgesottene wie das Europäische Goldstandard Institut hingegen geben (vorerst!!!) einen Vertrauensvorschuss auf die Disziplin – je höher die Disziplin der Währungshüter, desto geringer die nötige Mindestgoldmenge.

Erste positive Ergebnisse
Vor der Einführung des Goldstandards* kämpfte Zimbabwe mit Hyperinflationsraten von bis zu 500 Prozent. Seit der Einführung konnte die Inflation gesenkt und der Wechselkurs des Zimbabwe-Dollars, jetzt eben als ZiG bekannt, stabilisiert werden. Der Wechselkurs verbesserte sich von 1 zu 40.000 auf 1 zu 15.000 im Vergleich zum US-Dollar, was darauf hinweist, dass das Vertrauen in die Währung durch die Golddeckung gestiegen ist. Ob man jetzt als Zimbabwer wirklich den US Dollar shorten kann, überlasse ich dem Leser bzw. Spekulanten.

Echt jetzt? Goldstandard?
Goldstandard ist ein zu hoch gegriffener Ausdruck für das neue Währungssystem Zimbabwes. Wir vom Goldstandard Institute Europa wären eher dazu geneigt es als multi-valutares System mit einer goldgedeckten Teilwährung zu bezeichnen.

Zimbabwe ist nicht allein
Ein weiteres Land, Ghana, plant ebenfalls die Einführung eines Goldstandards. Dies wurde im laufenden Wahlkampf von einer Partei angekündigt, die damit die Volatilität und Schwankungen des Cedi, der ghanaischen Währung, verringern möchte. Die Idee eines goldgedeckten Währungssystems soll mehr Stabilität und Vertrauen schaffen, insbesondere in Zeiten hoher Inflation und unsicherer Wechselkurse. Ghana hat bereits 2021 das „Domestic Gold Purchase Program" ins Leben gerufen, um die heimischen Goldbestände zu erhöhen, um eine goldgedeckte Währung zu unterstützen.

Keine Erfolgsgarantie
Die Einführung des ZiG ist ein mutiger Schritt für Simbabwe, aber es ist auch ein großes Abenteuer - spannend, aber mit einigen Unsicherheiten. Ob die Währung langfristig stabil bleibt, hängt von vielen Faktoren ab, einschließlich der Volatilität der Goldpreise und der politischen Stabilität im Lande. Doch eines ist sicher: Simbabwe setzt auf seine goldenen Reserven, um eine glänzende Zukunft zu schmieden.

Altes Geld im neuen Börserl
Experten weltweit beobachten – offenbar mit einiger Verspätung -gespannt, wie sich dieses Experiment entwickelt. Einige sind optimistisch, dass die Golddeckung der Währung den wirtschaftlichen Aufschwung unterstützen wird, während andere vorsichtiger sind und auf mögliche Risiken hinweisen. Aber eines steht fest: Simbabwe hat die Weltwirtschaft und Währungsexperten wachgerüttelt und zeigt, dass es bereit ist, äußerst innovative Wege (die eigentlich sehr alte sind) zu gehen, um seine finanziellen Herausforderungen zu meistern.