Zum Hauptinhalt springen
3 Minuten Lesezeit (607 Worte)

Zum Unwert der Bundesschatzanleihen

Zum Unwert der Bundesschatzanleihen

von Dr.Dr. Heinz-Dietmar Schimanko


Die aktuellen von der Republik Österreich als Anleiheschuldnerin begebenen Bundesschatzanleihen 2025 bis 2032/1 sind nicht nützlich für Anleihegläubiger, sondern nur für die Finanzierung des maroden Staatshaushalts.

Die Verzinsung

Bei Erwerb von Bundesschatzanleihen gelten die für den jeweiligen Einzahlungstag (im dafür einzurichtenden Bundesschatz-Konto einer Kundin oder eines Kunden als Anleihegläubigern) angegebenen Zinssätze bezüglich der dort angebotenen Zinsperioden (Pkt. 5.2. der Wertpapierbedingungen für den Bundesschatz in der Fassung 24.01.2025).

Bundesschatzanleihen werden derzeit je nach Laufzeit wie folgt verzinst:

1 Monat 1,750 %
6 Monate 1,700 %
12 Monate 1,650 %
48 Monate 2,100 %
120 Monate 2,750 %Zinsen jeweils pro Jahr (per anno).

(Quelle: Neue Zinsen beim Bundesschatz: Laufzeiten bei 6 bis 12 Monate höher, Bankkonditionen.at 28.07.2025)

Die Verzinsung erfolgt (bei Möglichkeit einer vorzeitigen Rückzahlung der Anleihe, was mit einem Abzug verbunden ist) wie bei einer Nullkuponanleihe in dem Sinn, daß die Zinsen einbehalten und erst am Ende der Laufzeit zusammen mit der Tilgung des Kapitalbetrages gezahlt werden (vgl. zum Begriff ,Nullkuponanleihe' Was ist eine Anleihe? Erklärung, Tipps und Renditefakten Commerzbank; zu dem Abzug bei vorzeitiger Rückzahlung siehe bundesschatz.at)

Die Zinszahlung erfolgt also am Ende der Laufzeit. Es erfolgt aber eine Zinseszinsrechnung. Die Jahreszinsen werden zum Kapitalbetrag dazugerechnet und während der restlichen Laufzeit verzinst (Wertpapierbedingungen für Bundesschatzscheine 2025 bis 2032/1 der Republik Österreich [Fassung 24.01.2025], Pkt. 8.-Wiederveranlagung, Zahlungen von Zinsen und Kapital; Pkt. 6.-Rückverkaufsoption der Gläubiger; Pkt. 7.-Rückkaufsoption der Schuldnerin [Republik Österreich], bundesschatz.at)

Besteuerung

Bei der Berechnung der Rendite der Anleihegläubiger ist zu berücksichtigen, daß von Anleiheerträgen eine Kapitalertragssteuer zu entrichten ist. Deren Steuersatz beträgt derzeit 27,5% (§ 27a Abs. 1 Einkommensteuergesetz-EStG; im Unterschied zum Steuersatz für Sparbuchzinsen von 25%). Die Republik Österreich zieht sich also gleich einen Teil der Verzinsung als Steuer ab, wovon sie profitiert.

Damit ergibt sich die folgende Effektivverzinsung in der Höhe von 72,5% des Zinsertrags:

1 Monat 1,269 % (statt 1,750 %)
6 Monate 1,233 % (statt 1,700 %)
12 Monate 1,196 % (statt 1,650 %)
48 Monate 1,523 % (statt 2,100 %)
120 Monate 1,994 % (statt 2,750 %)

Kaufkraftbereinigte Ertragsrechnung

Der durchschnittliche jährliche Kaufkraftverlust (vulgo "Inflation") betrug nach offiziellen Berechnungen mit dem Verbraucherpreisindex-VPI 2000 (2000 = 100) in den letzten acht Jahren 3,65%. Das ergibt sich aus den nachstehend aufgelisteten durchschnittlichen jährlichen Indexwerten:

2016 135,20

2017 138

2018 140,8

2019 142,9

2020 145

2021 149

2022 161,8

2023 174,4

2024 179,5

(Quelle: Bundesanstalt Statistik Österreich, VPI Übersichtstabelle)

Daraus ergibt sich der folgende Kaufkraftverlust zum jeweiligen Vorjahr:

2017 2,10%

2018 2,03%

2019 1,49%

2020 1,47%

2021 2,76%

2022 8,60%

2023 7,79%

2024 2,92%

Die Effektivverzinsung von 1,196% bis 1,994% an Jahreszinsen deckt also nicht einmal den aus Erfahrungswerten zu erwartenden jährlichen Kaufkraftverlust ab.

Fazit

Damit ergibt sich ein klares Bild: Sind Anleihegläubiger von Bundesschatzanleihen auch Steuerzahler, haben sie einen doppelten Nachteil. Wegen der Schuldenpolitik muß ein großer Teil des Steueraufkommens für die Zinsen auf Staatsschulden verwendet werden (siehe Zinsen auf Staatsschulden, staatsschulden.at). Mit Emittieren der Bundesschatzanleihen über die OeKB CSD GmbH der Oesterreichische Kontrollbank Aktiengesellschaft verschafft sich der Staat zusätzlich Geld, wobei die Anleihegläubiger de facto die Finanzierungskosten tragen. Gläubiger sind sie nur nominell, denn tatsächlich zahlen sie drauf.

Das dürfte sich aber noch nicht herumgesprochen haben. Im Mai 2025 hatte die Republik Österreich seit April 2024 eine Veranlagung in Bundesschatzanleihen von mehr als 4 Milliarden Euro erreicht (Bundesschatz erreicht über 120.000 Konten und erweiterte sein Angebot, bankkonditionen.at 21.08.2025). Die Österreichische Bundesfinanzierungsagentur kann mit dem der Republik Österreich von den Anleihegläubigern als Darlehen in Form der Bundesschatzanleihe zur Verfügung gestellten Geld bei professioneller Veranlagung Gewinne erzielen. Die Anleihegläubiger erhalten bei längerer Laufzeit, wie sie bei einem nennenswerten Anleihebetrag üblich ist, ihr Geld und auch die Verzinsung erst am Ende der Laufzeit zurück – und das mit einem vorprogrammierten Verlust. Wer also eine Bundesschatzanleihe zeichnet, schaut letztlich durch die Finger.