Cost-Income-Ratio von rund 70% auf 96% gestiegen - Bafin-Chef: „Erste Verteidigungslinie bei kleinen Banken gefallen“
Im Dezember hatte ein regionaler Sparkassen-Verbandschef bereits vor dem Zinsschock bei Eigenanlagen der Sparkassen gewarnt. Am 23.Jänner nun äußert sich der oberste deutsche Bankenaufseher. Mark Branson wurde nach dem Wirecard-Debakel Behörden-Chef und hat sozusagen den Auftrag, den Laden auf Vordermann zu bringen. Der BaFin-Chef sorgt sich laut aktueller Aussage um die Wertpapierbestände kleiner Banken und Sparkassen in Deutschland.
Vor allem Anleihen sind wegen des Zinsschocks aktuell weniger wert. Die abrupt steigenden Zinsen bedeuten für viele Kreditinstitute "steigenden Stress. Zumindest kurzfristig", erklärte Branson bei einem Empfang seiner Behörde am Montag in Frankfurt laut Bloomberg. "Die Wertpapiere in ihren Beständen haben rechnungslegungsbedingt durch den Zinsanstieg aktuell stark an Wert verloren."
Weiter steigende Zinsen = steigender Stress für kleine Banken und Sparkassen
Sollten die Zinsen zügig und signifikant weiter steigen, steige auch der Stress für die Institute – vor allem für die, die keine Reserven mehr haben, wenig Überschusskapital und größere offene Zinspositionen. "Diese Institute monitoren wir im Moment besonders eng", sagte Branson.
Die Bundesbank hatte im November in ihrem Finanzstabilitätsbericht geschrieben, dass sich bei Sparkassen und Kreditgenossenschaften die Abschreibungen allein im ersten Halbjahr 2022 auf 12,3 Milliarden Euro belaufen würden. Dies entspreche rund 5,6% des harten Kernkapitals.
Problem durch die jahrelange Haltezeit von AnleihenAllerdings halten viele Institute die Wertpapiere bis zur Endfälligkeit. Wenn sie dann zum Nennwert zurückgezahlt werden, werden bis dahin die Wertverluste durch entsprechende Bewertungsgewinne ausgeglichen. In der Zwischenzeit mindert der Wertverlust aber das Eigenkapital und damit die Fähigkeit der Banken, weitere Verluste zu absorbieren.
Besonders die regionalen Sparkassenverbände hatten zuletzt den Markt auf die Wertberichtigungen vorbereitet. Die westfälische Sparkassenpräsidentin Liane Buchholz etwa verortete in einem Bloomberg-Interview den möglichen Abschreibungsbedarf auf Eigenanlagen im "oberen dreistelligen" Millionen-Euro-Bereich, bezogen auf 2022 und ihr Gebiet. Auch die Sparkassenverbände von Baden-Württemberg und von Bayern sprachen von Abschreibungen im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich.