Vom Handel bis Mining: Führt die Europäische Union bald einheitliche Krypto-Steuern ein?
Die Europäische Union ist in Zeiten von Inflation, Krieg und Klimakrise auf der Suche nach neuen Geldquellen, um den Haushalt des Staatenverbundes weiter zu füllen. Im Krypto-Sektor scheint man nun fündig geworden zu sein. Ein Entwurf aus dem Europaparlament schlägt die Einführung einheitlicher Krypto-Steuern auf Bitcoin und andere Kryptowährungen für alle Mitgliedsländer vor. In dem Dokument nennen die Autoren gleich mehrere Ansätze, berichtet btc-echo.
Eine Überlegung wäre etwa die Umsetzung einer EU-weiten Kapitalertragssteuer. Aber auch auf Transaktionen, Mining oder den Handel von Krypto-Assets könnten demnächst Abgaben anfallen. Der Steuersatz werde einheitlich für alle Mitgliedstaaten gelten, schreiben die Autoren. Bei der Festlegung der Höhe könnten Faktoren wie Stromverbrauch und Umweltauswirkungen eine Rolle spielen. Proof-of-Work-basierte Kryptowährungen wie Bitcoin könnten hier benachteiligt werden. Konkrete Vorschläge soll die Kommission unterbreiten.
In der Industrie sieht man den Vorstoß zwiegespalten. "Eine einheitliche europäische Krypto-Besteuerung könnte das Leben der Bürger und Krypto-Frimen erleichtern", schreibt etwa Peter Grosskopf, CTO bei Unstoppable Finance, auf LinkedIn. Sven Hildebrandt von der Börse Stuttgart sieht hingegen die mögliche steuerliche Benachteiligung von PoW-basierten Kryptowährungen kritisch. Andere fragen sich, ob das Staatenbündnis überhaupt die Kompetenz hat, EU-weite Steuern festzulegen. Normalerweise beteiligt sich die Europäische Union nicht direkt an der Festlegung von Steuersätzen. In aller Regel übernehmen das die nationalen Regierungen.
In Bezug auf Krypto-Besteuerung unterscheiden sich die Mitgliedstaaten der EU jedoch stark voneinander. Während etwa in Deutschland Kryptowährungen grundsätzlich nach einer Haltefrist von einem Jahr steuerfrei verkauft werden können, fällt in Österreich generell eine Abgeltungssteuer bei der Überführung von Krypto zu Fiat an.
Der aktuelle Vorstoß wäre das nächste europäische Mammutprojekt nach der Einführung der MiCA-Regulierung, die erst kürzlich aufgrund von technischen Schwierigkeiten verschoben wurde. Ob und wann genau die Vorschläge tatsächlich in einen Gesetzestext fließen, steht jedoch noch in den Sternen.